Geologie
Geologie des Fichtelgebirges (Abdruck aus dem "Lexikon
Fichtelgebirge", Ackermann Verlag Hof)
Gebirgsbildung Das Alter der
Erde wird auf 4500 - 5000 Millionen Jahre (Abkürzung: Mio Jhr.)
geschätzt, die heute erfassbare geologische Geschichte des
Fichtelgebirges beginnt vor etwa 750 - 800 Mio Jhr.; die gesamte
Entwicklung des heutigen Menschen (Homosapiens) beträgt dagegen
nur etwa 40 000 Jahre. Die ältesten anstehenden Gesteine
des Fichtelgebirges werden heute ins jüngere Präkambrium
(vor etwa 750 - 800 Mio Jhr.) gestellt, was nicht ausschließt,
dass die geologische Entwicklung erst hier beginnt. Zu dieser Zeit
war unser heutiges Gebiet von Meer bedeckt. Flüsse transportierten
Abtragungsmaterial aus heute nicht mehr vorhandenen umliegenden
Gebirgen vor die Küsten, wo es sich in Form von Ton- und Sandschichten
ablagerte. In einer Zeit geringer Meerestiefe kamen zwischendurch
auch Kalke zur Ablagerung.
An der Wende Präkambrium - Kambrium (ca.
570 Mio Jhr.) wurden die Schichten verfaltet und als neues Gebirge
aus dem Meer herausgehoben. Durch die hohen Drücke und Temperaturen
während der Gebirgsbildung, vor allem der späteren Hauptgebirgsbildung
im Oberkarbon, wurden die Gesteine metamorphisiert, d.h. in ihrem
Stoffbestand und Gefüge verändert. So entstanden aus Tonen
Phylitte und Glimmerschiefer, aus Sanden Quarzite und aus den Kalken
der Wunsiedler Marmor. Dieses Gebirge wurde durch Abtragungstätigkeit
(Erosion) eingeebnet und sank im Kambrium wieder unter den Meeresspiegel
ab.
Es folgte eine lange Periode verschiedener Ablagerungen
(Sedimentation) sowohl im Fichtelgebirge als auch im Frankenwald,
die über das Ordovizium, Silur, Devon bis gegen Ende des Unterkarbon
anhielt. Dieser Zeitabschnitt, in dem Tiefseeverhältnisse vorherrschten,
ist besonders gut in den Gesteinen des Frankenwaldes dokumentiert,
da diese heute in ihrem ursprünglichen Zustand vorliegen und
keiner Metamorphose unterlagen. Auch ist ihr Alter durch Fossilienfunde
genau datierbar. Anders als im Fichtelgebirge lassen sich Perioden
von intensivem vulkanischem Geschehen erkennen, das sich aber meist
am Meeresboden abspielte und stellenweise Erzlagerstätten schuf.
- Im Oberkarbon (vor 285 Mio Jhr.) endlich wurden FG, Münchberger
Gneismasse und Frankenwald sowie fast alle mitteleuropäischen
Mittelgebirge im Zuge der variskischen Gebirgsbildung verfaltet
und vermutlich als Hochgebirge herausgehoben.
Diese Gebirgsbildung (Orogenese) wurde entsprechend
dem Ort der ersten Erforschung nach dem lateinischen Namen der Stadt
Hof (Curia variscorum) genannt. - Mit der Gebirgsbildung drangen
im Fichtelgebirge in mehreren Schüben glutflüssige Schmelzen
von unten in den Faltenbau ein und erstarrten tief unter der damaligen
Erdoberfläche zu den heutigen Graniten. Dabei kam es am Kontakt
zum Nebengestein durch die große Hitze zu Mineralumwandlungen
(=Kontaktmetamorphose). Pegmatische Restschmelzen erfüllten
die Spalten im abgekühlten Granit und bescheren den Wissenschaftlern
und Sammlern heute herrlich ausgebildete Mineralstufen. Die Granitintrusionen
brachten aber auch erzhaltige Dämpfe und Lösungen mit
sich, die vor allem in den Dachbereich des Granits und ins Nebengestein
eindrangen und Erz- und Mineralgänge bildeten, die die Grundlage
eines regen Bergbaus vor allem im Mittelalter und der Beginn der
industriellen Entwicklung in der Region waren. Mit der Heraushebung
des Gebirges begann gleichzeitig die Abtragung und langsame Einebnung.
Vermutlich im Rotliegenden (vor ca. 260 Mio Jhr.) traten erneut
einzelne vulkanische Aktivitäten auf, jedoch beruhigte sich
die Erdkruste zusehends. Wahrscheinlich ist das Fichtelgebirge seit
der Trias (vor 225 Mio Jhr.) , von einigen möglichen kurzzeitigen
Meeresüberflutungen abgesehen, bis heute Festland geblieben.
Im Jung-Tärtiär (vor 2 - 26 Mio Jhr.)
setzte wiederum eine Zeit tektonischer Unruhen ein, in die auch
die Endphase der Alpenbildung fällt. Vermutlich im oberen Miozän
(vor ca. 10 Mio Jhr.) brachen Basaltschmelzen vor allem in der nördlichen
Oberpfalz zur Erdoberfläche vor und erstarrten in Schlöten
und Deckenergüssen. - Das heutige Landschaftsbild entstand
erst im Jung-Pliozän (vor ca. 5 Mio Jhr.); damals hoben sich
Frankenwald, Münchberger Gneismasse, Fichtelgebirge und der
nördliche Oberpfälzer Wald entlang der fränkischen
Linie, einer schon früh entstandenen Verwerfungslinie, heraus.
Diese Hebungen verursachten eine Zunahme der Erosionstätigkeit;
die Flüsse schnitten sich tief in das schon verebnete Gebirge
ein und schufen so die heutigen Oberflächenformen.
Granit Granit (von lat. granum = Korn) Der Granit
nimmt 39% der Fläche des Fichtelgebirges ein, er ist das charakteristische
Gestein, da er die höchsten Erhebungen aufbaut, dem Gebirge
seine ernste Eigenart verleit und die Grundlage eines bedeutenden
Industriezweiges geworden ist. Die einzelnen Fichtelgebirgs-Granite:
Porphyrgranit des Weißenstadt/Liebensteiner Massivs;
Vorkommen: von Kornbach über Weißenstadt, Marktleuthen/Röslau
und Hengstberg/Hohenberg a.d.E. in die CZ bis Haslau; porphyrisch,
biotitbetont, mittelkörnig mit 4-8 cm großen Kalifeldspateinsprenglingen.
Reutgranit: In der Reuth bei Gefrees; schwachporphyrischer
Biotitgranit, Grundgewebskorn kleiner, Kalifeldspateinsprenglinge
kleiner und zurücktretend, Färbung bläulich-grau;
Selber Granit: NO-Teil des Weißenstadt/Liebensteiner
Massivs von Schwarzenhammer durch den N-Teil des Selber Waldes in
die CZ und bis nach Sachsen ins Elstergebirge; kleinkörniges,
gleichmäßiges Gefüge, um Schwarzenhammer eine zu
mittlerem Korn neigende Ausbildung, Gesteinsfarbe grau;
Holzmühlgranit: Nur 2 kleine Vorkommen bei Holzmühl 3
km südöstlich Marktleuthen und bei Längenau am Wartberg
ost-nord-östlich Selb; mittleres Korn und höhere Biotitgehalte,
ungleichkörniges Gefüge. Redwitzit: auch Syenitgranit
genannt; im Dreieck Marktredwitz/Arzberg/Thiersheim; mittel-, auch
feinkörnig, wegen wechselnder Mineralzusammensetzung Farbe
von hellgrau, dunkelgrau, dunkelgrüngrau bis fast schwarz;
Randgranit (Dachgranit): Vorkommen in allen herausragenden
Massiven des FG (Ochsenkopf, Südteil des Schneeberges mit Haberstein,
Platte bis Hohe Matze, Kösseine, Großer Kornberg; Grundmasse
kleinkörnig mit Feldspäten, Quarz und Biotit, z.T. auch
Muskovit eingestreut; Kösseine-Randgranit: Kösseine
mit Burgstein, Haberstein, Schauerberg; Südteil des Großen
Kornberg-Massiv; klein- bis mittelkörnig, porphyrischer Habitus
schwächer bis fehlend; einsprenglingsarm. Kerngranit:
Im Zentralstock Fichtelberg/Ochsenkopf/Nußhardt und am Schneeberg-Ostrand;
Aufschlusslage durch viele Felsbildungen; mittel- bis grobkörnig.
Kösseine- und Wolfsgarten-Kerngranit: Der Kösseinegranit
hat zahlreiche Einschlüsse: Hornfelse, cm große biotitreiche
Nebengesteinsfetzen und -knollen, abgerundete bis rundliche quarzfeldspatreiche
Einschlüsse; Vorkommen im Kösseinestock: schmales Band
am N-, O- und S-Rand, kleines Labyrinth, Steinbruch Kleinwendern,
Felsengruppen Hirschensprung, Wolfstein, Hohenstein, Ochsenkopf,
Hundslohe, Gregnitztal; Vorkommen im Kornberg: Waldabteilung Wolfsgarten
SSW-Rand des Großen Kornbergs; relativ grob, durch die blauen
Kalifeldspäte, schwarzen Biotit und die reichlich eingestreuten
dunklen Fremdeinschlüsse von besonderem Charakter; der Wolfsgartengranit
ist etwas lichter blau. Zinngranit: Er ist auf den Zentralstock
beschränkt und kommt vor auf Rudolfstein, Drei Brüder
bis fast zum Gipfel des Schneebergs, W-Hang des Seehügels,
zwischen Seehügel und Platte, Fuchsbau, Zufurt w Leupoldsdorf;
sehr gleichmäßiges, mittleres Korn; wenig Biotit, viel
Muskovit; lichter, heller Ton. Randgranit des Steinwald-Massivs:
Im W-Teil des Steinwaldes, z.B. Dachsfelsen, NW-Teil der Grandfelsen;
kleinkörnig. Steinwaldgranit: Nimmt den Zentralteil
ein mit Weißenstein, Platte, Katzentrögel, Reiseneggerfelsen,
Hackelstein; grobkörnig. Friedenfelser Granit: er
ist die Übergangsfazies zwischen dem Steinwaldgranit und dem
Falkenberger Porphyrgranit; bildet den Sockel des Pechbrunner Basaltgebietes
und taucht dort an verschiedenen Stellen zwischen den Basaltdecken
auf; porphyrische Struktur, besonders reich an Felspateinsprenglingen.

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Basalt Tärtiäres
Eruptivgestein, das zu einer Vulkanzone gehört, die von der
CZ über Karlsbad-Eger nach Nordostbayern hereinreicht. Die
weltweite Alpenauffaltung löste auch in der vorgenannten Gegend
tektonische Bewegungen aus und im Gestein brachen viele Spalten
und Klüfte ein. Aus dem Erdinnern drang glutflüssige Magma
hoch und in die Bruchstellen ein (Basaltvulkanismus). Auf dem Weg
nach oben erstarrte der Schmelzfluss zu basaltischen Gängen,
wobei sich oft prächtige Säulenbildungen einstellten.
In den folgenden Jahrmillionen wurden die Deckschichten durch Erosionen
abgetragen und so die härteren Basaltbildungen freigelegt,
die nun in der Landschaft als Lavadecken oder Kegelberge (Vulkanschlöte)
erscheinen: Rauher Kulm ü.NN, Kleiner Kulm ü.NN, Armesberg,
Anzenberg, Waldecker Schloßberg, Teichelberg, Ruhberg, Schloßberg
Thierstein und Neuhaus, Steinberg und Heiligenberg bei Hohenberg
a.d.E., Wartberg bei Längenau. - Die Basaltvorkommen dienen
heute noch in verschiedenen Steinbrüchen der Gewinnung von
hochwertigem Schotter und Splitt.

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Diabas Ein im frischen Zustand
dunkles Gestein, das als Hauptgemengteile Plagioklas und Augit führt
und im Volksmund "Grünstein" genannt wird. Eine etwa
5 qkm große Diabas Insel steckt in den Schiefern bei Bad Berneck
und wird von der Ölschnitz und ihren Seitenbächen in steilwandigen
Tälern durchbrochen. Den besten Aufschluss bietet der Diabasbruch
am Königsstuhl, der durch den Steinbruchbetrieb immer stärker
abgetragen wird. Schmale Diabasgänge durchziehen von NNO nach
SSW streichend die Schiefer bei Goldkronach, Brandholz und Reuth,
auch n des Schneebergmassivs sind sie verbreitet. Diabas wird zu
Schottermaterial verwendet.

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Marmor Die
Kalkmarmore treten im FG in zwei von SW nach NO streichenden Zügen
auf. Der Kalkzug zieht sich von Tröstau am Rande der Kösseine
über Wunsiedel, Sinatengrün, Thiersheim ü.NN, Kothigenbibersbach
bis nach Hohenberg a.d.E. Der s Zug beginnt bei Unterwappenöst
und lässt sich in der Kösseine-Röslau-Senke mit größeren
Unterbrechungen über Neusorg, Waldershof, Marktredwitz, Arzberg
bis Schirnding verfolgen. In Steinbrüchen sind verschiedene
Farbvarianten zu beobachten: rote, bräunliche, oder bläuliche
bis schwarz-weiß gestreifte. Bei Sinatengrün und Stemmas
kommen auch dolomitische Partien vor. - Der Abbau in Steinbrüchen
fand schon im Mittelalter statt; in Wunsiedel wurde im 14. Jhd die
Stadtmauer aus Mar-morsteinen errichtet. Auch das Kunstgewerbe nahm
sich der Bearbeitung von Marmor an, wovon Grabplatten und Votivtafeln
zeugen. In dem 1724 bei Bayreuth errichteten Zuchthaus wurden die
Sträflinge mit Schleifen von Wunsiedler Marmor be-schäftigt.
Ab 1890 begann man den Marmorstein zu mahlen, er fand Verwendung
in Industrie und als Düngemittel in der Landwirtschaft. In
Kalköfen wurde er gebrannt und als gebrannter Kalk für
Bauzwecke verwendet.

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Proterobas Ein diabasartiges, schwarz-grünes
Gestein von besonderer technischer Verwertbar-keit, im Natursteinhandel
auch "Grüner Porphyr" genannt. Tritt im Ochsenkopfgebiet
in einem 5 - 20 m breiten und 8 km langen, NW-SO streichenden Gang
auf. Von Neubau bis Bischofsgrün wurde das Gestein in mehr
als 20 schmalen, aber sehr tiefen Steinbrüchen gewonnen. Proterobas
wurde für Pflastersteine, Skulpturen, Grabdenkmäler und
technische Steinkörper verwendet.

Museum: Eine einmalige Gesteins- und Mineraliensammlung
aus dem Fichtelgebirge finden Sie im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel
(Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 Uhr bis 17 Uhr). www.fichtelgebirgsmuseum.de
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