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Vom Bibersbach im Fichtelgebirge
Dietmar Herrmann

Das Fichtelgebirge gehört zu den Mittelgebirgen Deutschlands und liegt im Nordosten Bayerns. Es gliedert sich morphologisch in einen aus mehreren Gebirgszügen zusammengesetzten, hufeisenförmig gelagerten Gebirgsstock. Man spricht daher auch vom „Fichtelgebirgs-Hufeisen“. Im wesentlichen sind zu nennen das Hohe Fichtelgebirge mit Schneeberg, Ochsenkopf und Kösseinestock, der nördliche Gebirgszug mit Waldstein, Epprechtstein und Kornberg, der südliche Teil mit Steinwald, Reichswald und Kohlberg und die inneren Fichtelgebirgs-Hochebene. Auf den Höhen des Fichtelgebirges entspringen die bedeutenden Flüsse Weißer Main, Fichtelnaab, Eger und Sächsische Saale. Zahlreiche Bachläufe und Rinnsale entspringen den Gebirgszügen und fließen den genannten „Hauptflüssen“ zu. Aber auch in der Fichtelgebirgs-Hochebene gibt eine Reihe von Bachläufen, die die Hauptwasseradern wesentlich verstärken. Zu diesen Gewässern gehören auch die Bibersbäche. Wir verfolgen den munteren Lauf des Bibersbaches, der ein Nebenbach der Eger ist.

Der Bibersbach hat keine eigene Quellfassung. Er entspringt nördlich von Stemmasgrün, dies ist ein ländlicher Ortsteil der Stadt Wunsiedel. Zunächst füllt er den großen Stauweiher der Witzlebensmühle (Gemeinde Höchstädt), speist mehrere Weiher östlich von Rügersgrün (Gemeinde Höchstädt) und fließt nun westlich in einem Tal, vorbei an Karolinenhain nach Holzmühl (Ortsteile der Stadt Marktleuthen). Nun schlägt der Bibersbach in einem Bogen die nördliche Richtung ein und windet sich durch Talauen an der Ruggenmühle und am Habnith vorbei zum Bibersberg. Diesen umgeht er nördlich durch ein Engtal mit schönen Granit-Felsformationen und an alten Steinbrüchen, unterquert die Staatsstraße Marktleuthen – Höchstädt und mündet östlich der Stadt Marktleuthen in den Egerfluss.

Die Gesamtlänge des Bibersbaches wird mit 19 km angegeben. Seinen Namen hat er von dem Tier Biber erhalten, die es früher im Fichtelgebirge häufig gab. Im Landbuch der Sechsämter von 1499 wird der „Piperbach“ genannt. Was es Sehenswertes am Lauf des Bibersbaches zu sehen gibt, ist in der Karte mit A – I angemerkt und wird nachfolgend von A bis I beschrieben. Doch zunächst eine Übersichtskarte.

 

A = Witzlebensmühle

Die Witzlebensmühle ist ein Ortsteil der Gemeinde Höchstädt i. Fichtelgebirge. Die  ehemalige Mühle wurde um 1678 neu erbaut. Der Name leitet sich von Gangolf von Witzleben ab, dessen Familie das Rittergut in Oberhöchstädt von 1589 bis 1644 besaß.

B = Dorf Rügersgrün

Rügersgrün ist ein ländlicher Ortsteil der Gemeinde Höchstädt i. Fichtelgebirge. Das Dorf liegt 2,5 km südwestlich des Ortes. Erste urkundliche Nennung erfolgte 1384 als „Rüdgersgrün“; 1444 wird die Stadt Wunsiedel mit einen Teil des Dorfes belehnt für die Frühmesse zu St. Katharina, bzw. für die Hospitalstifltung. 1848 wird das Lehen abgelöst. 1818 kommt Rügersgrün zur damaligen Gemeinde Neudes, ab 1.1.1978 zu Höchstädt.

C = Carolinenquelle

Die Carolinenquelle liegt nördlich der Fahrstraße Rügersgrün – Holzmühl und wurde in den fünfziger Jahren von einem Privatmann, der hier Grundstücksbesitzer ist, gefasst. Der Quellstein mit der Inschrift ist Teil eines ehemaligen Grabsteins.

D = Mordstein

150 m östlich des Anwesens Karolinenhain Nr. 2 steht der Mordstein. Am 25.8.1919 wurde dort der Bauer Adolf Seitz erschossen.

E = Karolinenhain

Die fünf Höfe umfassende Streusiedlung Karolinenhain ist ein Ortsteil der Stadt Marktleuthen, etwa 4 km südöstlich der Stadt am Ruggenholz oberhalb Holzmühl gelegen. 1812/13 erwirbt der Wunsiedler Zuckerfabrikant Florian Theodor Schmidt den Ruggenwald und nutzt ihn zur Bauhholz- und Holzkohlegewinnung, er erbaut ein Haus und benennt den Ort zu Ehren seiner Verlobten Juliane mit dem Namen „Linnenhain“, welcher im Laufe der Zeit in „Karolinenhain“ umgeformt wird.

F = Holzmühl

Das Dorf Holzmühl ist ein Ortsteil der Stadt Marktleuthen und wird urkundlich 1368 genannt als eine Neugründung Albrecht Nothafts mit 6 Höfen und einer Mühle; 1388 wird das Dorf an die Stadt Wunsiedel veräußert zur ewigen Messe in der St.-Katharinen-Kirche (Katharinenberg bei Wunsiedel). 1818 bis 1978 gehört Holzmühl zur ehemaligen Gemeinde Neudes. Sehenswert ist ein stattlicher Bauernhof, Wohngebäude und Scheune von 1794 bzw. 1798; desweiteren Haus mit Riegelfachwerk. Östlich des Dorfes, unmittelbar am Bibersbach, erfolgte früher Abbau von Porphyrgranit.

G = Ruggenmühl

Die einzeln, idyllisch im Tal des Bibersbaches gelegene Ruggenmühle gehört zur Stadt Marktleuthen. Die ehemalige Mühle wird 1499 „Ruchemul“ genannt. Sie ist eine sehenswerte Anlage mit Fachwerk im Obergeschoss aus dem späten 18. Jahrhundert.

H = Dorf Habnith

Das Dorf Habnith ist ein Ortsteil der Stadt Marktleuthen und liegt etwa 2 km südlich der Stadt, östlich der Staatsstraße 2177 Richtung Röslau. Das Dorf, das an der alten Straßenverbindung Wunsiedel-Hof lag, wird urkundlich 1368 „Habnicht“ genannt; 1818 kam es zur damaligen Gemeinde Hebanz. Im Dorf schönes Fachwerkhaus.

I = Bibersberg

Der Bibersberg ist in der inneren Fichtelgebirgshochebene eine „Granitinsel“ mit einer Höhe von 597 m ü.NN. Am Westhang findet man zwei aufgelassene Steinbrüche, wo einst Porphyrgranit (G1) abgebaut wurde. Aber auch imposante Felsgruppen liegen am östlichen Lauf des Bibersbaches, der hier ein Engtal bildet. Am Nordgang des Berges befindet sich das „Marktleuthener Haus“, ein Wanderheim des Fichtelgebirgsvereins, Ortsgruppe Marktleuthen. (Bewirtschaftung nur an Wochenenden). Hier beginnt der Rundwanderweg Nr. 2, der rund um den Bibersberg zu den sehenswerten Geotopen führt (Rundgang 1 Stunden).

 

Literatur:
Herrmann, Dietmar:
Lexikon Fichtelgebirge, Ackermann-Verlag Hof/Saale (2000)
Müller, Friedrich:
Bayerns steinreiche Ecke, Hof 1979
Arzberger, Dieter:
Mühlen im Sechsämterland, Selber Hefte Band 10/1988
Seitz, Willy:
Der Mordstein in Karolinenhain (Stadt Marktleuthen); in: Steinkreuzforschung-
Sammelband Nr. 20/1993, Seite 58
Vogt, Ludwig:
Die Gewässernamen des Fichtelgebirges. In: Der Siebenstern 1959, S. 110-117; 1960, S.5-8 und S. 64-65

Literaturstandort:
Bibliothek im Haus des Fichtelgebirgsverein e.V., Theresienstraße 2, 95632 Wunsiedel

Topografische Karten:
Appelt Kartographie und Verlag 1:35.000
Internet:
Gewässerkunde Fichtelgebirge unter
www.bayern-fichtelgebirge.de
Wasserwirtschaftsamt Bayreuth unter:
http://www.bayern.de/wwa-bt/gewaesser/unseregewaesser/gew_karten/bibersbach1.jpg

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