Bayern-Fichtelgebirge >>> Gewässerkunde

Im Tal der Gregnitz

Dietmar Herrmann

 

1.Einleitung
Die Gregnitzi gehört zu den Fließgewässern des Fichtelgebirges und bringt ihr Wasser zur Fichtelnaab und damit über die Donau zum Schwarzen Meer. Vom Quellbereich bis zur Mündung legt sie etwa 11 km zurück, wobei sie die bayerischen Regierungsbezirke Oberfranken und Oberpfalz durchfließt sowie die Landkreise Bayreuth, Wunsiedel und Tirschenreuth.

 

2.Der Bachname
In der Bevölkerung heißt der Bachname „Gregnitz“, mundartlich „Grangerz“ gesprochen. Eine eindeutige Worterklärung von Sprachforschern liegt bisher nicht vor.

Den ersten urkundlichen Hinweis auf unseren Bachlauf erhalten wir in der Grenzbeschreibung des herrschaftlichen Waldesii aus dem Jahr 1393 im Abschnitt Kösseine – Fichtelsee. Hier taucht der Name „Crebenitz“ bzw. „Krebenitz“ auf. In der Grenzbeschreibung von 1536iii, die die damaligen politischen Territorien Pfalz-Bayern und des Markgraftum Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth betraf, wird beim Grenzverlauf die Überschreitung der „Krednitz“ genannt.

In den Karten des Bayerischen Landesvermessungsamtes wird unser Bach „Krögnitz“ genannt, was falsch ist und bei Neuauflage der Karten in „Gregnitz“ geändert wird.iv Unterschiedliche Schreibweisen findet man auch in der älteren Fichtelgebirgsliteratur, jetzt wird der einheitliche Name „Gregnitz“ verwendet.

Der Bachname ist sehr alt und soll slawischen Ursprungs sein, mehr ist derzeit nicht zu erfahren.v Alle bisherigen Namensdeutungen sind sehr unbestimmt und man vermisst dabei die urkundliche Erstnennung. Vermuten könnte man, dass in dem Wortstamm Gregnitz die Bezeichnung „Grenze“ enthalten ist. Ist der Bachlauf doch frühzeitig auch ein Grenzverlauf gewesen bzw. wurde für die Grenzziehung herangezogen.

 

3.Quellbereich der Gregnitz
Eine Quellfassung für den Ursprung der Gregnitz gibt es nicht. Wir wissen aber, wo sich der Ursprung des Bachlaufs befindet: zwischen der Platte und dem Seehügel in etwa 825 m ü.NN. Der Grenzbeschreibung von 1536 entnehmen wir: „...dodanenn die loe hindurch uber das pechlein, die Krednitz genantt, das auss dem Ursprung fleust...“. Heute ist der genannte „Ursprung“ nicht mehr der Quellbereich der Gregnitz, denn der Bach wurde bereits 1608 in seinem Oberlauf durch einen künstlichen Graben abgeleitet.vi Die Hammerwerke in Fichtelberg benötigten für ihre Anlagen viel Wasser, die Werksbesitzer ließen den Fichtelseeweiher anlegen und leiteten verschiedene Wasserläufe dorthin ab. Von diesen Bachumleitungen war auch der Gregnitzursprung betroffen und in der topografischen Karte kann man die Veränderung der Fließrichtung noch gut erkennen. Das zum Fichtelsee abgeleitete Gewässer wird nun als Lochbach bezeichnet.

 

4.Bachverlauf

Östlich des Fichtelsees, im Naturschutzgebiet See- und Hüttenlohe nahe der Fichtelgebirgsstraße (B303/E48) sammeln sich mehrere Wasseradern, bilden einen kleinen Wasserlauf, der die Staatsstraße 2981 unterfließt. Der Bachlauf umfließt östlich den nach ihm benannten Gregnitzhügel, kommt durch den Hochwald am Neuweiher vorbei nach Lochbühl und Nagel. Bei der Gregnitzbrücke mit Nepomuk-Figur nimmt der Bach den Abfluss vom Nagler See (Mühlweiher)vii auf und verlässt den Ort in südlicher Richtung.

Zunächst fließt der Bach durch offene Landschaft und bevor es zum Hochwald kommt, versperren Bäume den Wasserlauf, wobei sich eine kleine Seelandschaft gebildet hat. Gefällte Bäume und abgenagte Baumstümpfe sind deutliche Anzeichen für die Tätigkeit des Bibers!
Östlich des Biberstausees stehen mächtige Felswände, dort wurde früher Granit abgebaut. Der helle Kerngranit wurde bekannt wegen seiner besonderen technischen Eigenschaften und der außerordentlichen Beständigkeit gegen Witterungseinflüsse.

Nun wird das Tal enger, es beginnt hier der wohl schönste und interessanteste Teil des Gregnitztales. Wollsackartig geformte Blockansammlungen oder Felsschwellen liegen unregelmäßig auf- oder nebeneinander im Bachbett. Sie werden tosend vom Wasser umspült oder das Wasser fällt kaskadenartig talwärts. Je nach Jahreszeit führt die Gregnitz mehr oder weniger Wasser, entsprechend bietet ihr Bachbett einen unterschiedlichen wildromantischen Anblick.

Bei der Grünlasmühle (Gemeinde Brand/Opf.), die erstmals urkundlich 1630ix in den Steuerbüchern genannt wird, präsentiert sich die Gregnitz bei Hochwasser als rauschender Wasserfall. Hier trieb sie bis 1914 zwei oberschlächtige, große hölzerne Mühlräder in einer Radstube und bis 1940 die Gatter einer Schneidsäge. In der trockenen Jahreszeit faszinieren die gewaltigen Granitblöcke im Bachbett, die mit einer dicken Moosschicht umgeben sind. Beim ehemaligen Schlossgut Selingaux (Gemeinde Ebnath) fällt die Gregnitz in die Fichtelnaab. Der Bachlauf von Nagel nach Ebnath wird durch den markierten Wanderweg begleitet, der zugleich eine Teilstrecke des Main-Donau-Weitwanderweges ist.

 

5.Die Sage

Der Wanderweg durch das Gregnitztal führt an einem Felsblock vorbei, der im Bachbett liegt und zwei unterschiedliche, kreisförmig große Vertiefungen hat. Es handelt sich um die sagenumwobenen Venedigerschüsseln! Die Venetianer haben hier ihr Gold gewaschen. Die die größere Vertiefung wurden die goldhaltigen Steine gelegt und zerstampft. Sand und Sandkörner wurden dann mit Gregnitzwasser herausgespült, das Gold blieb in der Granitmulde liegen! Es ist eine durch die Erosion verursachte Hohlformen im Granit, wie die Wissenschaft festgestellt hat, wobei es sich um ein Scheinstrudelloch handelt, dass durch das erodierende Fließgewässer geschaffen wurde.

 

Zur Schneeschmelze zeigt sich die Gregnitz als tosender Wildbach.

(Aufnahme: April 2009)

 

 

Hier war der Biber aktiv!

 

Felsiges Bachbett der Gregnitz bei der Grünlasmühle.

 

Venedigerschüsseln“ in der Gregnitz.

 

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