Der Seehausbrunnen
Dietmar Herrmann
Das Seehaus ist ein viel besuchtes Berghaus das
Fichtelgebirgsvereins in 922 m ü.NN und liegt im Hohen Fichtelgebirge
im Schneebergmassiv, der höchsten Erhebung des Frankenlandes.
Im Jahr 1762 wird hier das erste Zechenhaus für die Bergbauarbeiter
errichtet. (Bergbau auf Zinn in den Gruben "Glück auf"
und "Friedrich-Carls-Glück seit 1751). Die Quelle vor
dem Haus lieferte das Wasser für die Bergleute und speiste
einen kleinen Teich (noch vorhanden!) für die weiter unten
gelegenen Erzwaschanlagen.
Prominentester Besucher des damaligen Zechenhauses war am 1. Juli
1785 Johann Wolfgang v. Goethe mit seinen Freunden Karl Ludwig v.
Knebel und Friedrich Gottlieb Dietrich. Aus den Tagebuchaufzeichnungen
erfahren wir Näheres über die Zinnseife und die Zinnerzgewinnung.
Den beim Haus entspringenden Brunnen (jetzt Seehausbrunnen) hielten
Goethe und seine Begleiter für die Quelle des Mains! Aus dem
Tagebuch: "Wir fanden an der Quelle des Mains, der dicht hier
beim Hause entspringt und hier den Bach zu Zinnwäsche ausmacht,
viele Trientalis europaea (=Siebenstern). Das Wasser der Quelle
des Mains ist sehr vortrefflich und schmackhaft".
Zur Klarstellung: Die jetzige Quelle des Mains liegt am Osthang
des Ochsenkopfes und war schon lange vor Goethes Reise in das Fichtelgebirge
gefasst, nämlich 1717 und hieß damals "Fürstenbrunnen".
Der höchstgelegene und längste Quellpunkt des Main-Systems
ist tatsächlich die Quelle beim Seehaus und nicht die auf dem
Ochsenkopfhang. Also wäre der Seehausbrunnen tatsächlich
die Mainquelle! Erst 1827 erhielt der Fürstenbrunnen am Ochsenkopf
einen Stein mit der Inschrift "Mayn Quelle 1827".
Übrigens: Der Seehausbach, der auch Zinnbach genannt wurde,
floss ursprünglich in Richtung Karches und brachte sein Wasser
über den Rhein zur Nordsee. Um 1800 wurde das Bächlein
umgeleitet zum Fichtelsee. Die Stelle ist noch gut auszumachen und
liegt nördlich des Seehaus-Parkplatzes am Beginn der "Saugasse",
das ist der FGV-Hauptwanderweg "Mittelweg" zum Seehaus.
Die Bachumleitung zum Fichtelsee haben die Fichtelberger Hammerwerksbesitzer
veranlasst zur Verstärkung der Wasserkraft. Seit dieser Zeit
bringt der Seehausbrunnen sein Wasser nicht mehr in die Nordsee,
sondern zur Naab und über die Donau zum Schwarzen Meer.
Wer sich über den Zinnbergbau im Fichtelgebirge informieren
will, dem wird folgendes Büchlein empfohlen: Thiem, Rudolf:
Zur Geschichte des Zinnbergbaus im Fichtelgebirge. Heft 8/1998 der
FGV-Schriftenreihe "Das Fichtelgebirge".
Anschrift des Verfassers:
Dietmar Herrmann, Hofer Straße 36, 95632 Wunsiedel
Das beliebte Berghaus "Seehaus" des Fichtelgebirgsvereins
im Schneebergmassiv. Links im Bild der Seehausbrunnen.
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