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Granit aus dem Fichtelgebirge

Dietmar Herrmann

Die Granitgewinnung und -verarbeitung reicht im Fichtelgebirge  wohl soweit zurück, als hier siedelnde Menschen Steine zum Bau von Burgen und Häusern benötigten. Dies erkennt man u.a. an den grob behauenen Quadern der Burgmauern Waldstein oder Epprechtstein. Die Steinmetzen verstanden es auch, den Granit künstlerisch zu gestalten, Sockelgesimse sowie Maßwerk der Schallfenster des Kirchturms St. Katharina auf dem Katharinenberg bei Wunsiedel, das im 15. Jahrhundert angefertigt wurde, zeugen noch heute davon. Auch die technische Verwertbarkeit des Granits wird schon frühzeitig dokumentiert: 1630 holte sich ein Nürnberger Messinghüttenwerksbesitzer Granitsteine vom Luisenburggebiet zur Herstellung für Gussformen. Das benötigte Steinmaterial lieferten zunächst oberflächlich liegende Felsen, die sich in der Nähe der Bauplätze befanden. Viele schöne Felsformationen gingen dadurch der Nachwelt verloren. Erst die Verordnung des Bayreuther Markgrafen vom 14.10.1721 machte dem regellosen Raubbau ein Ende, denn es musste nun ein Lehenschein für den Granitabbau beantragt werden. Ab 1810, unter bayerischer Verwaltung, musste an die staatliche Forstbehörde eine Grundentschädigung für die Steinentnahme gezahlt werden. Mit dem Beginn des Bahnbaus trat eine wesentliche Belebung der Steinindustrie ein, denn Ludwig I. bevorzugte einheimisches Baumaterial. Die Schienen sollten auf Granitwürfel lagern, Brücken, Durchlässe, Gewölbe, Stützmauern, Laderampen, Bahnhofsgebäude möglichst aus Granitsteinen gefertigt werden. Mitte des 19. Jahrhunderts kam in Weißenstadt durch Erhard Ackermann die Granitschleiferei und -poltererei auf und schaffte damit die Grundlage für industrielle Großbetriebe. Große Mengen an poliertem Fichtelgebirgs-Granit wurden nun von Granitveredelungsbetrieben in Wunsiedel, Seußen, Kirchenlamitz, Wendenhammer, Friedenfels, Hof, Schwarzenbach a.d.Saale, Weidenberg und Münchberg verarbeitet und fanden nicht nur in ganz Deutschland Absatz, sondern wurden auch nach Frankreich, England, Belgien, Holland, Österreich, Ungarn, Rußland, Ägypten, Amerika, Indien, Argentinien, Chile, Brasilien und in die Türkei geliefert. Im 1. Weltkrieg und ab 1923 mussten erhebliche wirtschaftliche Rückschläge hingenommen werden. Der Wechsel der Regierungssysteme 1933 brachte dann einen enormen Aufschwung für die Steinindustrie (Straßenneubauten, Hochbauten, Denkmäler). Umso mehr wurde die fichtelgebirgische Granitindustrie durch den 2. Weltkrieg zurückgeworfen. Zwar konnte sie sich in den nachfolgenden Jahrzehnten wieder erholen, durch die kostengünstigeren ausländischen Granite und die Verwendung von Kunststeinen erlangte sie nicht mehr die einstige Blüte.

Im Steinbruch auf dem Waldstein 1926

Literaturhinweis:
Eine hervorragende Arbeit über den Fichtelgebirgsgranit aus Werkstoff:
Jörg Hüttner
Der Fichtelgebirgsgranit - Werkstoff einer Region
Heft 6/1996 der Schriftenreihe des Fichtelgebirgsvereins e.V.
Das Buch ist vergriffen, kann aber in der Bibliothek
Des Fichtelgebirgsmuseums in Wunsiedel eingesehen werden.

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