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Das Hammerkirchl zu Unterlind

Dietmar Herrmann

Unterlind ist ein Ortsteil der Gemeinde Mehlmeisel (Landkreis Bayreuth) und liegt östlich von Mehlmeisel an der Staatsstraße 2181. Die urkundliche Erstnennung erfolgt 1468 als „Öde zu Niederlindt“. Unter dem Parksteiner und den Weißenstädter Hirschbergern erfolgt der Aufbau eines Hammerwerkes, 1504 erfahren wir von der Zerstörung der Anlagen im Bayerischen Erbfolgekrieg. Unterlind bleibt eine Wüstung, bis 1583 Tobias Pauer aus Ebnath ein neues Hammerwerk errichtet und damit den Grundstein für den heutigen Ort legt. 1614 hören wir vom Bau des Hammerherrenhauses, das heute noch fast unverändert besteht und in dem sich eine Schrifttafel aus Marmor befindet, die an Tobias Pauer erinnert. 1658 pachtet Freiherr v. Altmannshausen den Hammer und baut etwas naabwärts ein zweites Werk als Drahthammer und Pfannenschmiede. Die Werke werden ab 1689 in staatlicher Regie geführt, als Zulieferungsbetriebe für das Armaturenwerk Fortschau bei Kemnath.

Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgt die Umrüstung auf moderne Walzblechproduktion; nach Versteigerung des Staatsbesitzes 1865 folgt eine industrielle „Gründerzeit“ in dem kleinen Ort, da die Wasserkraft der Naab gut nutzbar ist. 1865 kommt dann die Inbetriebnahme von zwei Glasschleifereien in den alten Werksgebäuden, 1867 Nutzung als Glasperlenfabrik (bis 1938). 1890 kommt Eisenbahnanschluss (bis 1984) der Nebenstrecke Neusorg - Fichtelberg, 1898 wird eine Dampfziegelei eingerichtet, die bis 1973 besteht. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgt die Umrüstung der Glasschleiferei auf Holzwollefabrikation. 1959 erwirbt das Werk Josef Fischer aus Fichtelberg und stellt wertvolle Glaslüster her (Betriebseinstellung 1975).

Sehenswert ist in Unterlind das katholische Wallfahrtskirchlein St. Loreto. Das kleine Gotteshaus ist eine Stiftung des Hammerherren Johann Ernst v. Altmannshausen und heißt deshalb im Volksmund „Hammerkirchl“. In Oberfranken ist dies die einzige Loretokapelle. Der Bau auf der Anhöhe östlich der ehemaligen Bahnlinie erfolgte vermutlich 1686, mit Tonnendecke und gemaltem Sternenhimmel. Die Einrichtung wurde ebenfalls von dem Stifter beschafft. Über dem hohen Tabernakel sieht man das Gnadenbild der Heiligen Jungfrau von Loreto, seitlich an den Wänden auf Podesten kleine Figuren der Heiligen Katharina und Barbara, weiter gusseiserne Epithaphe an den Innenwänden sowie verschiedene Wandfresken, freigelegt 1968 – 1973. Die Kirche war früher von einem geweihtem Friedhof umgeben. Südlich neben der Kapelle steht eine Granitsäule mit Gusseisenkreuz von 1877. Im weiteren Umkreis von Unterlind finden wir mehrere Marterln, die aus verschiedenen Anlässen errichtet wurden.

Für Literaturhinweise danke ich Herrn Josef Wiche aus Mehlmeisel. Dieser hat im Siebenstern 1997, S. 277-285 ausführlich über die Hammergründung Unterlind berichtet. Die Gemeinde Mehlmeisel ist im Internet unter www.mehlmeisel.de erreichbar.

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