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10 Jahre Schausteinbruch Häusellohe bei Selb -
Dr. Helmut Reinel

Schon mit dem Erwerb und der Sanierung der Pechhütte im Jahre 1987 hat die Ortsgruppe Selb des Fichtelgebirgsvereins mit ihrem langjährigen Obmann Heinz Gräßel ein Stück Vergangenheit und Geschichte der Stadt Selb bewahrt: ein Fachwerkhaus, das älteste Wohnhaus der Stadt Selb, das den großen Stadtbrand überstanden hat und an das Leben, Wohnen und Arbeiten der Menschen im 18. Und 19. Jahrhundert erinnert. Es sollte verschwinden – der Fichtelgebirgsverein hat es gerettet.

In der Pechhütte, dem neuen Vereinsheim der Ortsgruppe Selb, wurde nach mehreren Besprechungen und Verhandlungen der einstimmige Beschluss gefasst, den Paukerschen Steinbruch, der noch bis 1976 in Betrieb war, zu erhalten: zum einen als Biotop, als sekundäre durch den Menschen entstandene Naturlandschaft, zum anderen als museal betriebenen Schausteinbruch, in dem die Granitgewinnung und Verarbeitung in den letzten hundert Jahren demonstriert werden kann. Der FGV hat die Trägerschaft für dieses Projekt übernommen.

Nach dem Gesetz wäre der aufgelassene Steinbruch aufgefüllt, das Gelände rekultiviert, die Maschinen und Anlagen abgebaut worden: ein kulturgeschichtliches Denkmal wäre für immer verschwunden, das zudem in enger Verbindung zur Industrie der Stadt Selb zu sehen ist: denn hier wurde ein Granit gewonnen, aus dem wegen seiner  Feinkörnigkeit und Eisenarmut die Kollergänge für die Porzellanindustrie hergestellt wurden.

Darüber hinaus ergab sich die Möglichkeit, nicht nur die dortigen Anlagen der Granitverarbeitung zu erhalten, sondern diese zusätzlich mit Geräten und Maschinen von anderen aufgelassenen Brüchen zu bereichern, so dass hier eine Dokumentation der Granitindustrie des gesamten Fichtelgebirges entstehen konnte. Im Schausteinbruch wird gezeigt, wie früher der Granit gebrochen und verarbeitet wurde.

Alle Besucher des Schausteinbruches sollten sich jedoch bewusst sein, dass dieser nicht nur eine Touristenattraktion sein will, sondern auch ein Denkmal für die schwere Arbeit der Steinhauer und Steinbrucharbeiter, die oft ihre Gesundheit und die besten Jahre ihres Lebens der Arbeit im Steinbruch geopfert haben. Das Leben und Arbeiten der Steinhauer war hart und schwer; die wöchentliche Arbeitszeit endete am „Abend vor dem Sonntag“; die Gesundheit der Arbeiter im Steinbruch war durch den Gesteinstaub gefährdet - in dieser guten alten Zeit. Auch daran sollten wir denken, wenn auf der Häusellohe - zur Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft - gefeiert wird.

Eng verbunden mit dem Schausteinbruch ist das alljährliche Meilerfest. Das Meilerfest in der Häusellohe, das erstmalig 1995 auf Initiative und unter der Regie des früheren Revierförsters Hans Popp durchgeführt wurde. Es ist zu einer festen Einrichtung im Veranstaltungskalender der Region und des Fichtelgebirgsvereins geworden. Die Aktivitäten beschränken sich keineswegs nur auf einen einzigen Tag. Sie beginnen schon ein Jahr zuvor mit der Beschaffung des Holzes, drei Wochen zuvor mit  dem Aufsetzen, am Wochenende vorher mit dem Anzünden des Meilers, einem ökumenischen Gottesdienst und enden mit dem Meilerausstoß. Der Meilerbetrieb ist Erlebnisteil bei Schulwanderungen und auch schon im Programm der regionalen Lehrerfortbildung zu finden. Auch beim Deutschen Wandertag 2002 war der Meilerbetrieb ein besonderer Anziehungspunkt  für Wandergruppen aus ganz Deutschland.

Dargestellt werden historische Berufe; es wird gezeigt, wie man früher im Wald und vom Wald lebte, verbunden mit natur- und forstkundlichen Lehrwanderungen. Gefeiert wird am Ende mit einem Waldfest: es gibt Köhlerbier, Köhlersuppe und Wildschwein am Spieß. Dabei darf auch die Frage erlaubt sein: War so das karge Leben der Köhler? Wenn das Fest beginnt, ist der Köhler nach sechs nahezu schlaflosen Nächten physisch erschöpft. So vermischen sich beim Meilerfest wald- und sozialgeschichtliche Informationen, die Darstellung historischer Berufe, nicht ohne romantische Verklärung, mit einem frohen Festbetrieb mit musikalischer Unterhaltung.

In diesem Jahr verbindet sich das Köhlerfest mit der Feier zum 10-jährigen Bestehen des Schausteinbruchs, einem der letzten Zeugen der für das Fichtelgebirge einst so bedeutenden Granitindustrie. Er ist wie das renaturierte Hochmoor zu einem ökologisch wertvollen Sekundärbiotop geworden, zu einem neuen Lebensraum für schützenswerte Pflanzen und Tiere, symbolisch dargestellt auf der Umweltmedaille des Fichtelgebirgsvereins, die erstmalig vor 10 Jahren bei der Einweihung des Schausteinbruchs an die Ortsgruppe Selb verliehen wurde.

(Vorwort des FGV-Hauptvorsitzenden Dr. Helmut Reinel im Büchlein „Die Häuselloh – Ein Kleinod vor den Toren der Stadt Selb“, Heft 10/2003 der Schriftenreihe „Das Fichtelgebirge“, 5,00 € bei Fichtelgebirgsverein e.V., Theresienstraße 2, 95632 Wunsiedel; e-mail info@fichtelgebirgsverein.de)

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