Bayern-Fichtelgebirge >>> Zurück

Schöne Aussichten vom Katzentrögel
Von Dietmar Herrmann

Bevor auf der Platte im Steinwald der Oberpfalzturm1) errichtet wurde, war der Katzentrögelfelsen einer der meist besuchtesten Aussichtspunkte in dieser Region. Vor 125 Jahren wurde zur höchsten Plattform die erste Besteigungsanlage gebaut und noch heute wird „das Katzentrögel“ von Wanderern und Naturliebhabern gerne aufgesucht.

Der Steinwald als südlicher Gebirgsteil des „Fichtelgebirgshufeisens“ hat viele Felsburgen aus Steinwaldgranit: Dachsfelsen, Grandfelsen, Hackelstein, Hoher Saubadfelsen, Huberfelsen, Knockfelsen, Leiterfelsen, Palmlohfelsen, Ratfelsen, Räuberfelsen, Reiseneggerfelsen, Riesenschüssel, Schlossfelsen, Vogelfelsen, Weißensteinfelsen, Zipfeltannenfelsen und den Katzentrögelfelsen2). Wegen dieser vielen Felsformationen, die von Geologen als Felsburgen bezeichnet werden, soll der Steinwald seinen Namen erhalten haben. Heimatforscher vermuten jedoch, dass der gewaltige Bergrücken früher als „Weißensteinwald“, also nach der Burgruine Weißenstein benannt wurde, was urkundlich bisher nicht nachgewiesen ist.

Bereits in älteren Landschaftsbeschreibungen finden wir Hinweise auf den Steinwald und das Katzentrögel. Der herzoglich-gothaische Major J. v. Plänckner schreibt 1839 in seinem Buch „Piniferus – Taschenbuch für Reisende in das Fichtelgebirge“ über eine Wanderung durch den Steinwald. „Die Partie des Steinwaldes machte ich sehr bequem“ schreibt v. Plänckner und fährt fort: „Ich hatte einen jungen, munteren Burschen von Napfberg eingeholt, der Durst aber keine Geld hatte“. Dieser Einheimische trug dann nach einer Einkehr in Trevesen den „Ranzen“ (=Rucksack) und diente v. Plänckner als „Wegweiser“ auf das Waldhaus, das damals noch ein Forsthaus mit Schankwirtschaft war3). Am nächsten Tag war v. Plänckner mit Baron von Nothhaft aus Friedenfels in den Waldungen des Steinwaldes unterwegs und man genoss die schöne Aussicht von der Burgruine Weißenstein. Über den Steinwaldkamm, auf dem auch heute noch der rot-weiß markierte Wanderweg „Steinwaldweg“ verläuft, gelangten die Wanderer zum Schlossfelsen, zur Platte und zum „Katzendreckle“ und von da aus hinab zum Dorf Hohenhard „wo in dem sehr guten Wirtshause eingekehrt wurde.“

Das „Katzendreckle“, wie es v. Plänckner nennt, sei eine Felspartie mit großer Aussicht und beeindruckte schon damals die Wandersleute. Auch heute noch wird diese Felsburg wegen ihrer geologischen Besonderheit4) und der hervorragenden Aussicht gerne aufgesucht, sie liegt nur wenige Gehminuten vom Oberpfalzturm entfernt. Wie aus der „Geschichte des Fichtelgebirgsvereins“5) hervorgeht, wurden 1879, also vor 125 Jahren, von Neusorg aus Wegweiser zur Burgruine Weißenstein und zum Katzentrögel aufgestellt. Auf den Katzentrögelfelsen selbst wurde im gleichen Jahr eine Treppe installiert. Der merkwürdige Name „Katzentrögel“ soll von einer Verwitterungsvertiefung in der Südwestecke der Granitfelsen herrühren, wird schon damals berichtet. Die Bezeichnung „Katzendreckle“ wird seit dieser Zeit nicht mehr verwendet.

Steigen wir hinauf auf den 942 m hohen Felsen und genießen die Aussicht. Vor uns liegt die Waldershofer Senke zwischen Kösseinemassiv und Steinwald mit vielen Gemeinden, Dörfern, Streusiedlungen und Einöden. Durch diese Senke verlief einst eine alte Handelsstraße nach Eger, die erstmals urkundlich im Jahr 1061 erwähnt wurde6). Im Norden sehen wir den Ochsenkopf und hinter dem Doppelgipfel der Kösseine die Schneebergkette, den Waldstein und Kornberg. Im Westen sieht man den Basaltkegel des Armesberges und im Osten den Rosskopf, Teichelberg und Plößberg.

Die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten des Steinwaldes werden in der Internetpräsentation des Fichtelgebirgsvereins www.bayern-fichtelgebirge.de, Link Region Steinwald vorgestellt. Die Betreuung des „Aussichtspunktes Katzentrögel“ liegt bei der FGV-Ortsgruppe Waldershof. Nach einer Wanderung im Steinwald empfehlen wir die Einkehr in unserem Unterkunftshaus „Marktredwitzer Haus“.

 

 
Die Besteigungsanlage zum Katzentrögelfelsen wurde aus Gründen des Naturschutzes im Jahr 2007  aufgelassen. Der Wanderweg dorthin wurde abmarkiert, die Treppen abmontiert.

(1) Der erste Oberpfalzturm stand von 1972 bis 1998 auf der Platte. Einweihung des zweiten Oberpfalzturmes am 10. September 2000. Aussichtsplattform 30 m, Gesamthöhe 35 m.
(2) Besteigungsanlagen im Steinwald, die von unseren FGV-Ortsgruppen betreut werden, führen auf den Reiseneggerfelsen, Saubadfelsen, Katzentrögelfelsen.
(3) Das Waldhaus liegt 822 m ü.NN. Das jetzige Gebäude wurde 1899 erbaut und war bis 1959 bewohnt und bewirtschaftet.
(4)Über Granitverwitterungen berichtet Heinrich Vollrath im Siebenstern 1980 – 1982.
(5) 1878 wurde in Wunsiedel die „Sektion Fichtelgebirge“ des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins gegründet, die sich ausschließlich der Erschließung des Fichtelgebirges widmete. 1888 wurde die Sektion aufgelöst und in den FGV umgewandelt.
(6) Dietmar Herrmann: Die Kösseine im Fichtelgebirge; Heft 3/1993 der FGV-Schriftenreihe „Das Fichtelgebirge“, Seite 80-83.

Bayern-Fichtelgebirge