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Vor 190 Jahren: Erstes Labyrinth-Kreuz auf der Luisenburg aufgestellt

Gipfelkreuze findet man vorwiegend in der Alpenregion. Sie sind aus Holz oder Metall und zeigen dem Bergsteiger den höchsten Punkt der Gebirgskette. Meist ist ein Gipfelbuch vorhanden, in das sich der Bergsteiger eintragen kann. Gipfelkreuze wurden auch aus religiösen Gründen errichtet oder als „Abwehrmaßnahme“ gegen Unwetter, wobei man dann von einem Wetterkreuz spricht, das mehrere Querbalken hat. Auch in manchen Mittelgebirgen gibt es Gipfelkreuze, im Fichtelgebirge auf dem höchsten Punkt des unter Naturschutz stehenden Granitblockmeeres der Platte (885 m), auf dem Felsengipfel der Hohen Matze (813 m) und auf dem höchsten Felsen des Luisenburg-Felsenlabyrinths (785 m). Wie das letztgenannte Gipfelkreuz entstand, wird nachfolgend erläutert.

Der höchste Punkt des Landschaftsgartens Felsenlabyrinths Luisenburg bei Wunsiedel ist das Holzkreuz auf dem sogenannten Bundesstein. Der Wanderer erreicht die aussichtsreiche Höhe, wenn er vom Luisenburg-Parkplatz aus den Schildern „Felsenlabyrinth“ und beim Kassenhäuschen den blauen Pfeilen bergauf folgt. Ungewöhnlich ist die Entstehungsgeschichte des Luisenburg-Kreuzes. Das erste Luisenburg-Kreuz auf dem sogenannten Bundesstein wurde 1815 auf diesem hochgelegenen Felsen errichtet. Das Kreuz stand damals nach den Ausführungen im Taschenbuch von Albert Schmidt „151 Meter über der so genannten Luxburghut, 263 Meter über Wunsiedel und 785 Meter über dem Meeresspiegel“. Über eine steil ansteigende Treppe kam man auf den Felsen hinauf, der mit einem Geländer umfasst war und eine Bank trug. In Alexander Sommerers Fichtelgebirgsführer vom Jahr 1833 ist uns die Geschichte der Errichtung des Kreuzes überliefert: „.....An jenem Tage, welche die erste Innschrift nennt, besuchten drei Freunde zusammen die Luisenburg und bestiegen von drei verschiedenen Seiten die Kuppe, die damals noch jeder künstlichen Vorrichtung ermangelte; sie kamen zur gleichen Zeit auf derselben an. Dieses schöne Zusammentreffen, die ergreifende Erhabenheit der Natur rings umher und die herrliche Aussicht machten solchen Eindruck auf ihre offenen Herzen, dass einer, von Entzücken hingerissen, ausrief: „Lasst uns hier den Bund unserer Liebe erneuern, lasst uns ewige Freundschaft schwören!“ Dies geschah.“ Sommerer weiter: „Zum Andenken an die schöne Stunde ließen sie auf ihre Kosten die Höhe zugänglich machen, mit der auf dem Steine befestigten Bank versehen, jenes Kreutz errichten und nannten den Fels Bundesstein....“. Aus der Wunsiedler Stadtgeschichte von Elisabeth Jäger erfährt man, dass einer der Herren, die das Kreuz errichten ließen, Dr. Christian Schmidt war. Er war Nachfahre der Familie Schmidt aus Wunsiedel, die sich schon seit Ende des 18. Jahrhundert der Erschließung der Luxburg-Anlagen angenommen hatten.

Dieses 1815 errichtete Kreuz wurde erst nach über 100 Jahren, allen Wetterstürmen trotzend, im Jahre 1924 erneuert. Kurz nach Kriegsende 1945 fiel dieses Kreuz einem Sturm zum Opfer. Die erste Institution, die sich um die Erneuerung des Kreuzes sorgte, war die evangelische Kirchenverwaltung, wie aus den Akten des Stadtarchivs hervorgeht. In einer Eingabe an den Stadtrat vom 17. Mai 1946 erklärte sie sich bereit, das Kreuz zu erneuern, wenn die Stadtverwaltung sich ihrerseits bereit erklärt, das notwendige Holz zur Verfügung zu stellen. Der Stadtrat begrüßte das Entgegenkommen der Kirchenverwaltung aufs dankbarste und wies das Städtische Forstamt zur Abgabe des notwendigen Holzes an. Jedoch muss irgend ein Hinderungsgrund die Ausführung vereitelt haben, da am 20. Mai 1949 die Wiedererrichtung des Kreuzes erneut im Stadtrat behandelt wurde. Wiederum sollte das Städtische Forstamt das benötigte Holzmaterial zur Verfügung stellen. Die anfallenden Kosten des Wiederaufbaus, die sich bei entsprechender Bereitstellung von städtischen Arbeitern vom Stadtbauamt und von der Forstverwaltung auf rund 400 DM belaufen würden, wurden aus Mitteln der Stadtkasse genehmigt. Der Vorschlag des Bürgermeisters, die Einweihung des Bergkreuzes, das wieder zum Symbol des Glaubens und der Gewissensfreiheit werden sollte, mit einer schlichten Feier zu umrahmen, wurde angenommen. Die Einweihung selbst fand mit Vertretern der Stadt und der Kirchen am 7. August 1949 statt. Das letzte Luisenburg-Kreuz wurde unter Mitwirkung der amerikanischen Streitkräfte am 23. Juli 1984 aufgestellt, die ökumenische Einweihungsfeier fand am 6. Oktober 1984 statt.

Dietmar Herrmann, Hofer Straße 36, 95632 Wunsiedel

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