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Wieso bayerische Dörfer nach Asch eingepfarrt waren

Von Richard Heinrich, Selb

Bis 1945 waren die bayerischen Dörfer Wildenau, Neuhausen, Lauterbach, Schönlind, von Reichenbach die Häuser auf der rechten Seite des Baches und ein Teil von Mühlbach in der Kirche von Asch eingepfarrt. Das kam wie folgt: Am 1. Mai 1232 schenkte Kaiser Friedrich II, ein Enkel Friedrich Barbarossas, die Märkte Asch und Selb dem Vogt Heinrich von Plauen für dessen Hilfe bei einem Kreuzzug 1227.

Diese Ämter waren der nördlichste Teil der „bayerischen Nordmark“. Kaiser Barbarossa hatte davon einen großen Teil, so im weitesten Sinne das „Egerland“, durch seine Heirat mit Adele, einer Tochter des bayerischen Markgrafen Berengar, als Mitgift erhalten. Diese „bayerische Nordmark“ umfasste den Landstrich, in welchem noch heute die „nordbairische“ Mundart gesprochen wird. Diese Ausdehnung hatte auch das Bistum Regensburg, dessen nördlichster Teil im Mittelalter ja ungefähr b

is Adorf reichte. Dazu gehörte deshalb auch der Markt und der Amtsbezirk Asch. Sämtliche Ortschaften in diesem nördlichsten Raum waren damals bei der Kirche in Asch eingepfarrt, bis 1320 deren Tochterkirche in Adorf zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Die Grundbesitzer dieses Kirchensprengels waren die Herrn von Neuberg (Neiperg), eine Seitenlinie der schwäbischen Herrn von Neipperg (Montenuovo).Von ihrem Stammschloss Neuberg (heute Podhradi) bei Asch steht heute noch der alte Rundturm. Diese Herren von Neuberg waren zu dieser Zeit ein sehr begütertes Geschlecht. Ihre Besitzungen reichten in der Gegend von Adorf, Bad Elster, Bad Brambach über den Ascher Bezirk hinüber bis zu den genannten bayerischen Grenzdörfern. Als sie in dem Kampf des Adels gegen die Reichsstädte an der Seite des Adels teilnahmen, unterlagen sie gegen die mächtige Reichstadt Eger. So musste am 15.Juli 1373 Konrad von Neuberg einen großen Teil seiner Güter an die Stadt Eger abtreten, in der Urkunde hieß es zwar „verkaufen“.

Es war die Hälfte des Tannichwaldes südlich von Asch, die Dörfer Wildenau, Reichenbach, Lauterbach, Schönlind und den „Zehnt“ von der Mühle und den Torsteinhof in Mühlbach.

Der Rat von Eger hatte vermutlich wenig Freude am Ertrag der Dörfer und widmete die „Vierdörfer“ dem Egerer Kreuzherren-Orden als fromme Stiftung. In den kriegerischen Wirren des 15.Jahrhunderts konnte die Stadt Eger den weitab gelegenen Dörfern kaum den nötigen Schutz gewähren, deshalb ließ sie diese unter den Schutz der Hohenzollerschen Markgrafen von Bayreuth stellen, denen sie dafür eine Abgabe, den sogenannten Schutzzoll, zahlen musste. Während des dreißigjährigen Krieges verkaufte die Stadt Eger dann die Dörfer 1626 an den Markgrafen, der damit nicht nur Schutzherr, sondern auch Landesherr dieser Dörfer war. Die Bewohner waren aber weiterhin in der Ascher Kirche eingepfarrt und blieben es. Sie gingen weiterhin nach Asch zu Kirche, ließen ihre Kinder dort taufen und konfirmieren, begruben ihre Toten auf dem Ascher Friedhof, halfen auch mit beim Bau der in den Jahren 1746 bis 1749 erbauten neuen Kirche, die 2800 Sitzplätze hatte. Sie besaßen auch dort ihre Stühle, das änderte sich auch nicht als die Markgrafschaft Bayreuth dem neugegründeten Königreich Bayern einverleibt wurde.

Als im Herbst 1945 der tschechische Staat seine Grenzen zu Deutschland schloss, konnten die Einwohner der Dörfer nicht mehr wie gewohnt nach Asch zur Kirche gehen, konnten auch die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen nicht mehr besuchen.Sie mußten sich danach einer bayerischen Kirchengemeinde anschließen.

So die Neuhausner und Schönlinder nach Schönwald, die übrigen Dörfer der inzwischen neugegründeten Kirchengemeinde Erkersreuth, für die 1928 eine neue Kirche gebaut wurde. So endete eine über 800 Jahre alte Verbindung.

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