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Der Hainberg bei Asch
Richard Heinrich

Diesen Berg mit seinem Turm habe ich schon seit meiner frühesten Kindheit vor Augen gehabt. In Niederreuth bei Asch geboren, sah ich das Wahrzeichen dieser Gegend täglich. Ich sah den Berg mit seinem Turm, wenn ich aus dem Fenster schaute, aus dem Haus ging und auch sonst von überall aus. Nach einigen Jahren in anderen Orten kam ich nach Selb-Plössberg und hier habe ich von meinem Küchenfenster aus den Berg und seinen Turm wieder stets vor den Augen. Als die Grenze im Jahre 1990 geöffnet wurde, war es eine der ersten Wanderungen, die mich auf diesen Berg führte. Daher will ich kurz etwas über den 758 Meter hohen Berg mit seinem 36 Meter hohen Turm schreiben.

Der Hainberg (Haj) mit all seinen Abhängen, dem Hainwald und der sogenannten „Hain“ gehört der Glimmerschieferformation an, deren Nordgrenze von Neuberg (Podhradi) über Grün (Doubrava) gegen Raun (i.Vogtland) und Rohrbach im sächsischen Vogtland verläuft und bei Fleißen (Plesna) unter dem Tertiär verschwindet, sich aber nach übereinstimmender Auffassung der maßgebenden Geologen als direkte nordöstliche Fortsetzung des Selber Glimmerschieferzuges, der sogenannten „Herzynischen Glimmerschieferformation“ darstellt. (Siehe Abb. 1).
Die Bergkuppe des Hainberges wurde durch Raubbau und Erosion kahl. Die Bewohner von Asch nutzten das freiliegende Gestein als Steinbrüche für den Häuserbau. Die Regierung hatte nach dem großen Brand von 1814 in Asch den Bau von Häusern aus Holz verboten, daher wurden die Steine für den Hausbau am Hainberg abgegraben. Im Jahre 1861 kaufte die Marktgemeinde Asch die gesamte unbebaute Fläche des Berges für 6000 Gulden der Herrschaft von Zedtwitz ab und begann mit der systematischen Aufforstung des Berges.

Der Wirkwarenfabrikant Unger, der später auch der „Vater des Hainberges“ genannt wurde, errichtete anfangs der 1860er Jahre auf dem Gipfel den ersten „Hainberggarten“, so wurde auf dem grauen Berg ein grünes Haupt angelegt. An der Bepflanzung des Berges beteiligten sich neben der Bevölkerung auch Lehrer mit ihren Schulklassen, sodass im Laufe der Zeit der Berg wieder bewaldet war und ein grünes Aussehen bekam. Der Hainberg war ja das beliebte „Naherholungsgebiet“ der Ascher Einwohner, vor allem später, als mehrere Ringwege für schöne Spaziergänge angelegt wurden. Auch die im Jahre 1878 gegründete Alpenvereinssektion beteiligte sich an der Bepflanzung des Berges und beschloss, dort ein Unterkunftshaus zu errichten. Dieses Haus (siehe Abb. 3) wurde am 2.8.1885 auch eingeweiht. Zur selben Zeit errichtete die Sektion Asch zusammen mit der Sektion Fichtelgebirge des Alpenvereins auf dem Kornberg einen Aussichtsturm.

Schon in den siebziger Jahren tauchte der Gedanke auf, einen Turm auf dem Hainberg zu errichten. Den Anstoß hierzu gab eine lustige Tafelrunde des Ascher
„Geselligkeitsverein“, dem ja meist Fabrikanten und wohlhabende Bürger angehörten. Sie gründeten einen Fond, der durch laufende Spenden zu einem ansehnlichen Betrag angewachsen war. Weitere Spenden zur endgültigen Finanzierung kamen von Fabrikanten, Geldinstituten und der Bevölkerung, sodass mit dem Bau begonnen werden konnte. Die Planung hatte der Dresdner Architekt Wilhelm Kreis, den Bau führte die Ascher Baufirma Ernst Hausner aus. Die Steine kamen aus dem Steinbruch am „Schüsselstein“ bei Längenau. Am 19.6.1904 wurde der Turm, der 60.000 Goldkronen kostete, eingeweiht. (Siehe Abb. 4). Er bekam den Namen „Bismarckturm“, was zur damaligen Zeit im alten Kaiserreich Österreich schon eine Provokation war, da der Name Bismarck nicht gerade beliebt war.

Auf dem Berg wurden von der AV-Sektion auch Wanderwege ins nahe Vogtland und Bayern markiert. Auch auf Anregung der Sektion wurde ein Wintersportverein in Asch gegründet, der ein Grundstück beim Turm erwarb und eine 984 Meter lange Rodelbahn anlegte, die einen Höhenunterschied von 117 Meter hatte. Sie ist heute allerdings zugewachsen und nur noch an einigen Stellen erkennbar. Heute sind am Nordosthang des Berges zwei Skipisten und ein Lift angelegt. Auch vor der Wende 1990 wurde mit dem Bau eines weitere Unterkunftshauses auf dem Berggipfel begonnen, das allerdings nie vollendet wurde und noch heute halbfertig dort steht. Das einst von der AV-Sektion erbaute Haus ist nach mehreren Umbauten und der letzten Renovierung ein gern besuchtes Ausflugslokal.

Quellenangabe: Festschrift der Sektion Asch des DAV zur 125-Jahrfeier 2003

Anschrift des Verfassers: Richard Heinrich, Bergstraße 7, 95100 Selb

Fotos: Dietmar Herrmann, Friedrich-Meinel-Straße 26, 95632 Wunsiedel

 

Abb. 1: Geologische Karte des Fichtelgebirges; rechts oben Asch und der Hainberg.

 

Abb. 2: Blick vom Bismarckturm auf dem Hainberg über Asch zum Hohen Fichtelgebirge.
Hinter dem Schlot der Gipfel der Kösseine.

 

Abb. 3: Das 1885 eingeweihte Unterkunftshaus auf dem Hainberg ist heute eine beliebte Ausflugsgaststätte.

 


Abb. 4: Der Bismarckturm auf dem Hainberg bei Asch

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