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Eisenbahnstrecke Hof – Asch – Eger

Richard Heinrich

Nachdem in Deutschland die erste Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth fuhr, setzte überall in den Städten großes Interesse am Bau einer Eisenbahn ein.

Der Beginn des Industriezeitalters erfordert neue Verkehrswege für die Herbeischaffung der Rohstoffe und den Versand der Fertigprodukte. Die Stadt Hof wurde bereits 1848 an das Netz der Eisenbahn von Nürnberg über Bamberg und Kulmbach angeschlossen. Der Anschluss über Plauen nach Leipzig erfolgte dann 1854.Die Stadt Hof und deren Fabrikanten hatten verständlicherweise auch Interesse an einer Bahnverbindung nach Böhmen, da die Wirtschaft und Industrie dringend auf die Kohle aus dem Falkenauer und Königsberger Revier angewiesen war und daher nach einem kürzeren und kostengünstigeren Weg dafür suchte. Es musste ja bisher alles mit Pferdefuhrwerken angeliefert werden. Auch der Markt Asch als aufstrebender Industriestandort, mit dem sich die Hofer in Verbindung setzten, war an einem Bahnanschluss sehr interessiert. Man schloss sich zu einer Gemeinschaft zusammen und erhielt 1857 den Entwurf für eine Linie auf dem bayerischen und 186O für das österreichische Gebiet genehmigt. Das war ja nicht so einfach, da es in Deutschland ja viele Kleinstaaten und mehrere Königreiche gab mit eigenen Regierungen und Asch ja auf österreichischem Gebiet lag. Auch musste dafür ja zwischen Bayern und Österreich erst ein Staatsvertrag unterzeichnet werden, an dessen Zustandekommen die Regierung von Bayern zunächst kein Interesse zeigte.

Als aber 1863 Österreich mit der Genehmigung nur für die Strecke von Eger nach Plauen drohte, gab auch Bayern sein Einverständnis. Am 15.September 1863 wurde dann mit dem Bau der Bahnstrecke begonnen und nach zweijähriger Bauzeit fuhr am 1.November 1865 der erste Zug. Für damalige Verhältnisse war dies doch eine beachtliche Leistung in dieser kurzen Zeit. Die Stadt Selb konnte wegen ihrer geografischen Lage damals nicht angeschlossen werden, daher wurde der Bahnhof für Selb auf dem Gebiet der Gemeinde Plössberg errichtet. Die Stadt Selb erhielt erst 1894 einen direkten Bahnanschluss von Plössberg aus. An Schönwald fuhr der Zug 40 Jahre lang vorbei, ohne dass der Ort einen Haltestelle oder Bahnhof erhielt, obwohl die Gemeinde und die dort ansässigen Fabriken mehrere Eingaben an den Staat machten. Die Absage wurde damit begründet, dass die Züge wegen des in Richtung Plössberg ansteigenden Geländes nicht mehr anfahren konnten. Dies wurde aber dann widerlegt und Schönwald erhielt 1906 endlich eine Haltestelle. Eine weitere Bahnstrecke wurde von Asch nach Roßbach 1885 fertiggestellt und 1906 bis nach Adorf verlängert. Das Teilstück nach Adorf wurde nach 1945 bereits wieder abgebaut.

Nach 1945 wurde der Personenverkehr auf der Strecke von Selb-Plössberg nach Asch und Eger eingestellt, aber es war noch reger Güterverkehr, vor allem durch die Kohle aus dem Falkenauer Revier, die ja überwiegend von den Porzellanfabriken benötigt wurde. Aber 1994 wurde auch dieser Güterverkehr eingestellt. Bei der Grenzöffnung am 1.Juli 1990 war nochmals Pendelverkehr zwischen Selb-Plössberg und Asch, auch anlässlich des 125-jährigen Jubiläums dieser Strecke fuhren am 1.November 1990 nochmals mit Dampflok bespannte Züge zwischen Hof-Plauen-Eger-Asch-Selb-Plössberg. Danach wurde der Bahnverkehr leider eingestellt.

In der damals ganzen westlichen Welt wurde die Strecke 1951 bekannt, als der Schnellzug von Prag nach Asch, in Asch durchfuhr und erst in Selb-Plössberg hielt.

Seit Jahren sind Bemühungen im Gange, die Strecke wieder zu reaktivieren, aber durch den Bau der neuen Straße von Selb nach Asch wurde die Bahnlinie unterbrochen. Der Bayerische Staat wehrte sich bisher wieder eine Brücke zu bauen, obwohl in Asch vor Jahren eine Brücke beim Bau der dortigen Umgehungsstraße über die Bahnstrecke gebaut wurde. Eine Wiederinbetriebnahme dieser Strecke wäre zweifelsfrei für unsere Region in touristischer Hinsicht ein Gewinn, da das Vogtland und das Erzgebirge schneller erreichbar wären. Im Rahmen des EGRO-NETS gibt es auch günstige Fahrpreise und auch die Straßen würden dadurch sicherlich etwas entlastet. Auch wäre der Betrieb auf der Strecke Hof-Selb weiterhin gesichert. Aber leider sind die Politiker in unserer Region sich nicht einig darüber und zeigen wenig Interesse dafür zu kämpfen.

So wird eine über hundert Jahre alte Verbindung zwischen den beiden Ländern und den Menschen wahrscheinlich enden, obwohl dauernd vom „Zusammenwachsen der Region und Menschen“ in der Mitte Europas geredet und geschrieben wird.

Literatur:
Dieter Hempel,Hans Enes,Patrik Mindel im Heft Nr.21 „Landeskunde des
Fichtelgebirges“
Gust Voit im Buch „Ascher Ländchen“ v. Benno Tins

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