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Der
Herrgottstein bei Hendelhammer und die Markgrafenbrücke
„Fast
eine Stunde von Selb, Mittagwerts gegen Thierstein,
nicht weit vom Eger-Fluß, ist nahe an der Strasse
ein ziemlich großer Stein zu sehen, der also zubereitet,
dass ein Mann sich ganz bequemlich darein setzen, lehnen
oder fast legen könne. Dann es alles vor die äußerlichen
Glieder des Geseßes, der Schenkel, Füsse,
Lenden, Arme, Hände und Haupt so proportionirlich
ausgehölet, als wann es ein Klumpen Wax wäre,
darein ein Mann solche Figur und Positur von seinem
Leib eingedrücket hätte. Der gemeine Mann
nenne ihn noch den Herr Gotts Stein, weil der Herr Christus
darauf geruhet und durch sein Niederlehnen oder Niederlegen
die Mensur und Grösse seines heiligen Leibes in
den Stein eingedrucket haben solle. Sed fabula anilis.
“ Das schreibt Johann Christoph Pachelbel in dem Buch
„Ausführliche Beschreibung des Fichtel-Berges
in Nordgau liegend, von einem Liebhaber Göttlicher
und Natürlicher Wunder-Wercke” im Jahr 1716.
Der Granitfelsen liegt nördlich
von Hendelhammer, Gemeinde Thierstein (Ldkr. Wunsiedel
i. Fichtelgebirge) unmittelbar westlich an der alten
Straßenverbindung nach Selb, bevor man in den
Hochwald kommt. Der Stein ragt ca. 1,40 m über
die Geländefläche hinaus, reicht 0,80 m in
den Erdboden hinein, hat eine Länge von 2,50 m
und hat einen Umfang von ca. 6,75 m. Auf der Oberseite
des Felsens befinden sich vier muldenförmige Vertiefungen,
die größte von ihnen hat einen Durchmesser
von 45 cm und ist 15 cm tief.
Am
18. Oktober 1969 haben Mitglieder der Ortsgruppe Arzberg
des Fichtelgebirgsvereins, unter ihnen Dr. F. W. Singer
und Hans-Günter Tröger, Grabungen um den Stein
vorgenommen, nachdem schon Jahre vorher immer wieder
kleinere Steingeräte aus der Altsteinzeit in der
näheren Umgebung gefunden wurden. Bei den vorsichtig
durchgeführten Grabungen fand man mittelalterliche,
unglasierte Tonscherben, menschliche Knochen, ein Steinartefakt
aus gebändertem Chalcedon (dolchförmige Spitze
mit Heftkerbe) und ein 10 cm langes Steinbeil mit geschliffener
Scheide. Eine wissenschaftliche Grabung hat bisher nicht
stattgefunden.
In
Hendelhammer überquert man auf einer steinernen
Brücke den Flusslauf Eger. Wenn der Bayreuther
Markgraf zu seinem Jagdschloss nach Selb fuhr, benutzte
er den „Markgrafenweg“. Über verschiedene Bach-
und Flussläufe wurden steinerne Brücken gebaut,
damit der Landesherr sicher sein Ziel erreichen konnte.
Solche Brückenbauwerke sind noch erhalten geblieben
am Lehstenbach nordöstlich Reicholdsgrün (Stadt
Kirchenlamitz), im Egertal bei Wendenhammer (Stadt Marktleuthen)
und hier bei Hendelhammer (Gemeinde Thierstein). Am
Fuße der östlichen Brückenmauer, etwa
in der Mitte der Brücke, sehen wir einen Wappenstein
mit der Jahreszahl 1763. Darüber die in sich verschlungenen
Buchstaben C F und M Z B C. Diese bedeuten: Carl Friedrich,
Markgraf zu Brandenburg-Culmbach.
Noch einige Bemerkungen zu Hendelhammer:
Der Hendelhammer war eines der Hammerwerke, das von
Albrecht Nothaft errichtet wurde und über das 1368
der Rat der Stadt Eger Beschwerde führte. Der Name
stammt vom späteren Besitzer Nicol Hendel; Anfang
des 16. Jahrhunderts wird neben der Hammerwerkstatt
auch eine Mühle und ein Sägewerk genannt.
Nehmen Sie Hendelhammer als Ausgangsort zu einem ruhigen
Spaziergang auf dem Eger-Wanderweg ins Egertal (Wellerthal).
Literaturhinweise:
Johann Christoph Pachelbel:
Ausführliche Beschreibung des Fichtel-Berges in
Nordgau liegend, von einem Liebhaber Göttlicher
und Natürlicher Wunder-Wercke, 1716.
Dietmar Herrmann:
Lexikon Fichtelgebirge, Ackermann-Verlag Hof/Saale,
2000
Singer, F.W.:
Untersuchungen des Herrgottsteins bei Hendelhammer
Der Siebenstern, Vereinszeitschrift des Fichtelgebirgsvereins,
1969, S. 103
Rainer H. Schmeissner:
Romantisches Egertal
Heft 9 (1987) der Schriftenreihe „Beiträge zur
Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges
Literaturstandort:
Fichtelgebirgsverein e.V. – Bibliothek - , Theresienstraße
2, 95632 Wunsiedel |