1. Lage
Landkreis: Hof/S
Gemeinde: Markt Zell im Fichtelgebirge - Schnackenhof
Ort: Die Steinkreuze stehen am rechten (westlichen)
Rand der Kreisstraße HO 19 Großlosnitz
Schnackenhof Zell etwa 250 nach Schnackenhof.
2. Beschreibung
Ursprünglich einzelnes Steinkreuz: Ein sehr wuchtiges
Steinkreuz aus Granit steht ungefähr 150 Meter
südlich des Dorfes Schnackenhof an der Böschung
der Straße Münchberg - Zell. Das Kreuz ist
80 cm hoch, 90 cm breit und 42 cm dick. Der untere Teil
des Kreuzstammes ist durch die Schwere des Kreuzes ziemlich
tief im Boden eingesunken. Im Mai 1969 war das Kreuz
letztmalig gehoben worden. Im August 1984 fand eine
Ortsbesichtigung an diesem Steinkreuz statt. Einen Meter
neben dem Steinkreuz liegt eine 80 x 63 cm große
Granitplatte, in der ein ca. 9 x 12 cm großes
Viereck eingemeißelt und ein ca. 6 x 8 cm großes,
fast hufeisenförmiges Loch sichtbar war.
Der Altbauer Böhm aus Großlosnitz,
der in der Nähe auf seinen Feldern arbeitete, ging
auf unsere Fragen erfreulicherweise ein. Er berichtete,
dass sein Lehrer schon in der Volksschule von diesem
Steinkreuz erzählte. Damals standen daneben noch
zwei kleinere Kreuze, die in Steinplatten befestigt
ware n und verloren gingen. Die von uns gefundene Granitplatte
diente also als Sockelstein eines kleinen Kreuzes, das
in dem hufeisenförmigen Loch verankert war. Die
noch sichtbare, viereckige Einmeißelung hat die
Flurbereinigung angebracht. Der Lehrer erzählte
seinen Schulkindern auch, dass hier durch Blitzschlag
eine Frau mit ihren zwei Kindern umgekommen ist. Deshalb
wurden ein großes und zwei kleinere Kreuze aufgestellt.
(Bucka/Heland 1986)
Neu gefundenes großes Kreuz:
Das zweite große Kreuz ist 110 Zentimeter lang
und war ehemals rund 95 Zentimeter breit, besitzt also
die Ausmaße des ersten. Es besteht allerdings
nur noch aus dem unten etwas breiter werdenden Stamm
und dem linken Arm. Der rechte Arm ist schon vor langer
Zeit abgebrochen und die Bruchstelle rund abgewittert.
(http://www.markt-zell.de/ September 2008)
Nachmessbar sind: 85 : 65 : 16 - 26 cm.
Das dritte kleinere Kreuz: ... besitzt
dieses Kreuz eine Länge von rund 90 Zentimetern
und eine Breite von 40 Zentimetern. (Markt Zell)
Nachmessbar sind: 70 : 65 : 18 - 24 cm.
Inschriften: Ursprüngliches
Kreuz: keine
Zweites großes Kreuz: Auf der Vorderseite ist
ein Kratzwerkzeug, eine Pflugreute oder ein Pechkratzer
eingemeißelt.
Drittes kleines Kreuz: Auf der Vorderseite ist auf dem
nach unten stark verbreiterten Schaft ein Haken eingemeißelt,
dessen Fortsetzung nach oben wegen der Bruchstelle fehlt.
Überlieferung: Das Steinkreuz
an der Straße zwischen Schnackenhof und Zell liegt
seit vielen Jahren schief und tief eingesunken auf einem
kleinen Wiesenrücken. Wie es auf dem ehemaligen
Wegrain, an dem der Losnitzer Kirchsteig früher
in den Fahrweg mündete, daliegt, scheint es noch
nie berührt worden zu sein.
Mit der Zustimmung des Landesamtes
für Denkmalschutz sollte es wieder zur Geltung
gebracht werden. Um das Umfeld gut zu dokumentieren,
war auch das entsprechende Werkzeug dabei. Natürlich
ist klar, dass sich hier nicht zum ersten Mal Menschen
mit diesem Steinkreuz beschäftigten. Der Rehauer
Heimatpfleger Hans Bucka bemerkte, dass das Kreuz im
Mai 1969 also vor gut 30 Jahren das letzte Mal gehoben
worden sei. Diese Feststellung wurde auch durch die
ersten Schaufelstiche prompt bestätigt. Der Steinkoloss
steht nicht seit Urzeiten an seinem Ort. In seinem Fundament
wurde kein Goldschatz gefunden, sondern die verrosteten
Bügelverschlüsse vieler Bierflaschen und die
dazugehörigen Scherben. Es wurde also damals
vielleicht im Zuge von Straßenbaumaßnahmen
neu gesetzt oder sogar etwas versetzt. Dabei hat man
sich aber allerdings nicht allzu viel Gedanken gemacht.
Nach kurzer Zeit sank der Stein wieder. Außerdem
nahm die Zahl der Scherben und weggeworfenen Büchsen
wie im Umfeld jedes Steinhaufens zu.
Verwunderlich ist, dass die älteren
Einwohner, die zum Kreuz befragt wurden, über die
Arbeiten an der Stelle nichts mehr wussten. Eine mündliche
Überlieferung, die in ältere Zeit zurückreicht,
ist allerdings bekannt. Christian Böhm aus Großlosnitz
erzählt, dass an dieser Stelle einmal zwei weitere,
etwas kleinere Kreuze standen. Wenige Schritte neben
dem Kreuz liegt im Boden eine viereckige dicke Granitplatte
mit einem Loch in der Mitte. Diese Platte wurde als
Sockelstein für eines der beiden kleineren Kreuze
gedeutet. Über die Existenz der beiden anderen
Kreuze gibt es also nur noch einen ganz schwachen Hinweis.
In der Schule haben die alten Dorfbewohner noch erfahren,
dass an dieser Stelle einmal eine Frau mit zwei kleinen
Kindern vom Blitz erschlagen worden sei. Drei Personen
drei Kreuze. Die Beziehung erscheint logisch.
Doch seit der Herstellung des Steinkreuzes
hat sich sehr viel ereignet und Erklärungsmethoden
können sich völlig verändert haben. Immerhin
stammt der Stein mit den kurzen gedrungenen Kreuzarmen
wenigstens aus dem späten Mittelalter, er hat also
bereits mehr als 500 Jahre lang Wind und Wetter getrotzt.
Beim jetzigen Versuch, das Kreuz zu heben, wollten sich
die Helfer besser vom gesamten Umfeld überzeugen.
Es zeigte sich sehr schnell, dass der Schaft des Kreuzes
so kurz ist, dass er ohne künstliche Hilfe kaum
dauerhaft zu gründen sein wird.
Kaum war von der Grasnarbe um das
Kreuz etwas breiter abgestochen, da kamen weitere Steinbrocken
zum Vorschein: Gneisstücke und Granit. Der Granit
steht aber in Schnackenhof nicht mehr an. Je mehr
von den Granitbrocken freigelegt wurde, umso deutlicher
zeichnete sich ab, dass es sich dabei um bearbeitete
Steine handelte. Der erste und größte hat
die Form eines Winkels. Also ein Kreuz, dem ein Arm
fehlt?
Die kleineren Steine weisen zum Teil
Bearbeitungsspuren auf. Und zum Schluss, als man die
Arbeit schon beenden will, kommt noch ein weiterer großer
Granitklotz auf der anderen Seite des Steinkreuzes zum
Vorschein. Bemerkenswert sind die beiden Funde dadurch,
dass auf den beiden großen Steinen etwas eingemeißelt
ist. Bei der ersten Deutung des Fundes ergibt sich eine
Bestätigung für die mündliche Überlieferung.
Die ausgegrabenen Stücke gehören zu zwei verschiedenen
Kreuzen. Also gab es an dieser Stelle tatsächlich
einmal drei Kreuze.
Ernüchternd wirkt allerdings
die Erkenntnis, dass direkt um das alte Steinkreuz herum
die anderen Stücke lagen und nicht erkannt oder
nicht beachtet wurden. Zwar gibt es Stadt und Landkreis
Hof 35 Kreuzsteine oder Steinkreuze. Aber gleich zwei
an einer Stelle neu zu finden, kommt nicht alle Tage
vor. (Markt Zell)
3. Maße / Material
Ursprüngliches Kreuz: 80 : 90 : 42 cm / Granit
Neu gefundenes großes Kreuz: 85 : 65 : 16 26
cm / Granit
drittes kleines Kreuz: 70 : 65 : 18 24 cm / Granit
4. Literatur/Quellenangabe
Bucka, Hans und Heland, Oskar: Die Steinkreuze und Kreuzsteine
im Lkr. Hof und in der Stadt Hof, Hof, 1986.
Maisel, Steine und Sagen aus Biengarten, Münchberg-Helmbrechtser
Zeitung 1/1953.
Breuer, Landkreis Münchberg, Bayer. Kunstdenkmale,
13/1961.
Frankenpost Hof 10. 12. 2003 (siehe Anhang)
http://www.markt-zell.de/ September 2008
5.Erfasser
Paul Basler
Zeppelinstr. 16a, 95126 Schwarzenbach/S
09284/8723 PaulBasler@web.de
FEIERSTUNDE BEI SCHNACKENHOF
Einzigartige Gruppe von alten Steinkreuzen am alten
Losnitzer Kirchsteig
Stille Mahner am Straßenrand
Nicht zu übersehen: Die drei
Steinkreuze am früheren Kirchsteig zwischen Schnackenhof
und Gefrees, die heute Auto- und Motorradfahrer zu besonnenem
Fahren anhalten sollen. Dieser Tage wurden die wieder
aufgestellten Kreuze bei einer kleinen Feier gesegnet.
Viele Jahre lag das alte Steinkreuz zwischen Schnackenhof
und Zell tief eingesunken auf einem kleinen Wiesenrücken.
Als es auf Initiative von Kreisheimatpfleger Bertram
Popp gerade gerichtet werden sollte, stieß man
auf zwei weitere Kreuze. Jetzt steht das im Landkreis
Hof einzigartige Ensemble wieder an seinem angestammten
Platz. Grund genug für eine kleine Feier, an der
neben Vertretern der Gemeinde, der Kirchen und der Kreisheimatpflege
auch Landrat Bernd Hering teilnahm.
ZELL Vermutlich mehr als 500 Jahre hatten die
Kreuze Wind und Wetter getrotzt, bis sie dann abgesehen
von dem größten, noch sichtbaren in Vergessenheit
geraten waren, erklärte Kreisheimatpfleger Bertram
Popp bei der Feierstunde. Dort, wo sie standen und jetzt
wieder stehen, mündete früher der Losnitzer
Kirchsteig in den Fahrweg. Als das große Kreuz
mit Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege
wieder zur Geltung gebracht werden sollte, habe man
noch nicht ahnen können, wie sich die Sache entwickle.
Natürlich, so Popp weiter, hätten
sich nicht zum ersten Mal Menschen mit dem Steinkreuz
bei Schnackenhof beschäftigt. Der im Sommer verstorbene
Rehauer Heimatpfleger Hans Bucka habe die Steinkreuze
im Hofer Landkreis dokumentiert und gewusst, dass das
Kreuz im Mai 1969 also vor fast 35 Jahren das letzte
Mal gehoben worden sei. Dies habe sich bei den Grabungen
bestätigt. In seinem Fundament wurden verrostete
Bügelverschlüsse von Bierflaschen und Scherben
gefunden. Über die Existenz der beiden anderen
Kreuze habe es nur einen ganz schwachen Hinweis in der
mündlichen Überlieferung gegeben. So heiße
es, an der Stelle sei einmal eine Frau mit zwei kleinen
Kindern vom Blitz erschlagen worden. Drei Personen
drei Kreuze. Und tatsächlich: Kaum hätten
Arbeiter die Grasnarbe um das Kreuz abgestochen, seien
weitere Steinbrocken zum Vorschein gekommen. Je mehr
von den Granitbrocken freigelegt wurde, desto deutlicher
zeichnete sich ab, dass es sich dabei um bearbeitete
Steine, Teile von zwei weiteren Kreuzen handelte. Also
habe es an dieser Stelle tatsächlich einmal drei
Kreuze gegeben. Popp weiter: Zwar gibt es in Stadt
und Landkreis Hof 35 Kreuzsteine oder Steinkreuze. Aber
gleich zwei neue solcher Kreuze an einer Stelle zu finden,
kommt nicht alle Tage vor. Der Platz in Schnackenhof
ist der einzige im Landkreis, an dem eine Dreiergruppe
von Steinkreuzen existiert.''
Der Fund stellt sich nach Worten
des Kreisheimatpflegers folgendermaßen dar: Das
zweite Kreuz ist 110 Zentimeter lang und war ehemals
rund 95 Zentimeter breit, besitzt also die Ausmaße
des bisher bekannten Kreuzes. Es besteht allerdings
nur noch aus dem unten etwas breiter werdenden Stamm
und dem linken Arm. Der rechte Arm ist schon vor langer
Zeit abgebrochen und die Bruchstelle rund abgewittert.
Auf der Vorderseite ist ein Kratzwerkzeug, eine Pflugreute
oder ein Pechkratzer eingemeißelt. Das dritte
Kreuz muss kleiner gewesen sein als die beiden anderen.
Zwei Bruchstücke scheinen sich zu ergänzen.
Sollten die beiden Stücke wirklich zusammengehören,
dann besitzt dieses Kreuz eine Länge von rund 90
Zentimetern und eine Breite von 40 Zentimetern. Heute
stehen nun alle drei Steine wieder dauerhaft.
Dies ist Kreisheimatpfleger Popp
zufolge nicht zuletzt dem Landkreis und der Gemeinde
Zell zu verdanken, die ohne Berechnung Bauhofmitarbeiter
zur Verfügung gestellt haben. Günther Gröger
und Matthias Fanck hätten fleißig beim Graben
mitgeholfen. Im Sand verlaufen wären aber alle
Überlegungen, wenn nicht die Firma Schlick das
eine Kreuz repariert und alle drei Kreuze fachmännisch
aufgestellt hätte und zwar unentgeltlich. Nachbarin
Monika Bruckner habe noch die notwendige Erde angefahren.
Ein Grußwort sprach bei der
kleinen Feier am Straßenrand auch Zells Bürgermeister
Albrecht Dietel, bevor der Zeller Pfarrer Gerhard Purrer
zusammen mit seinem Amtskollegen Hans Schinhammer aus
Kirchenlamitz die Kreuze segnete. Schinhammer, selbst
ein Fachmann, was die alten steinernen Zeugen betrifft,
verwies darauf, dass solche Kreuze früher nach
Morden aufgestellt wurden, zur ewigen Mahnung an eine
frevelhafte Tat. Heute mögen die Kreuze Motorrad-
und Autofahrern zur Mahnung dienen.
Damit das Ensemble besser zur Geltung
kommt, pflanzte Bürgermeister Dietel mit tatkräftiger
Hilfe der Anwesenden noch zwei kleine Ebereschen, die
die Kreuzgruppe säumen. Die Vogelbeeren stammen
vom Landschaftspflegeverband.
Th.H. (FOTO: HAMPL) |