Landkreis Tirschenreuth |
Neusorg |
Denkmal
Erbfolgekrieg |

Lage:
Nördlich der Gemeinde
Neusorg am Rundwanderweg Nr. 3
Beschreibung:
Mächtige Granitquader mit der Inschrift „8.8.1504 Hier
starben 1000 Mann im Erbfolgekrieg“
Zur
Geschichte:
Die blutigen
Auseinandersetzungen im Jahre 1504 anlässlich des Landshuter
Erbfolgekriegs, der in den Geschichtsbüchern auch als
„Bayerischer Unfried“ geführt wird, kostete auch 1000
Fichtelgebirglern das Leben. Obwohl die erbrechtlichen
Streitigkeiten weit ab vom Herrschaftsgebiet der Bayreuther
Markgrafschaft stattfanden, waren es Bewohner des
Fichtelgebirges, die in der Region von Neusorg/Ebnath ihr
Leben lassen mussten. Werfen wir zunächst einen Blick auf
die politischen Vorgänge im altbayerischen Raum, wo das
Unglück seinen Ausgang nahm. Dort residierten in den
Teilfürstentümern Bayern-Landshut Herzog Georg der Reiche
(1478 – 1.12.1503) und in Bayern-München Albrecht IV (1465 –
1508). Als am 1. Dezember 1503 Herzog
Georg starb, vermachte er entgegen des Hausvertrages von
Pavia (1485) sein Erbe nicht seinem Vetter Albrecht, sondern
seinem Schwiegersohn Pfalzgraf Ruprecht von der
(Rhein-)Pfalz und dieser übernimmt daraufhin die Burgen
Landshut und Burghausen. Albrecht hatte sein Erbrecht
erfolglos geltend gemacht, obwohl Kaiser Maximilian ihn in
einem Schiedsspruch das Erbe zusprach. Die Kurpfälzer
besetzen mit Waffengewalt die Städte Landshut und Burghausen
und es beginnt ein zügelloser Krieg. Württemberger und
kaiserliche Truppen fallen in die Rheinpfalz ein, die
Reichsstadt Nürnberg erobert die Orte Hersbruck, Lauf,
Velden, Altdorf. Böhmenkönig Ladislaus kommt dem Pfalzgrafen
zu Hilfe – Raub, Mord, Brandschatzung, Plünderungen auf
beiden Seiten. Am 20. Juli 1504 stirbt Ruprecht, am 15.
September 1504 seine Ehefrau nach der Geburt von Zwillingen.
Eigentlich wäre zu diesem Zeitpunkt der Krieg beendet
gewesen, in Tirol tobte er weiter bis Ende Februar 1505. Auf
dem Reichstag in Köln wurde am 30. Juli 1505 die Reichsacht
über die Anhänger Ruprechts aufgehoben, man beendete damit
„offiziell“ den Krieg.
Zurück in unsere Region, was war hier
geschehen? Markgraf Friedrich von Ansbach-Kulmbach-Bayreuth
steht auf der Seite von Albrecht IV. und beteiligte sich mit
seinen Söhnen Casimir und Georg an den kriegerischen
Auseinandersetzungen. Er gab seinem Statthalter auf der
Plassenburg, Konrad v. Wirsberg und dem Wunsiedler Amtmann
Alexander v. Lüchau den Auftrag, Raubzüge in die dem
Kurfürsten gehörende „Obere Pfalz“ zu unternehmen. Die
Hälfte der Beute beanspruchte der Markgraf für sich, bzw.
für seine Truppen. Berichtet wird, dass die Markgräflichen
plündernd in das oberpfälzer Gebiet vordrangen, die Pfälzer
ihrerseits im Juni 1504 in das Amt Wunsiedel einfielen und
in Tröstau alles Vieh wegtrieben – es gab die ersten Toten
zu beklagen. Amtmann v. Lüchau war es, der das einzige sich
lohnende Ziel für einen größeren Überfall aussuchte: das
Kloster Waldsassen. Dieses gehörte zwar nicht zum
Hoheitsgebiet des Kurfürsten, stand aber unter seinem
besonderen Erbschutz. Und als man in Erfahrung gebracht
haben wollte, dass das Kloster dem Kurfürsten mit Truppen
unterstützt, war dies Grund genug für v. Lüchau und den
„oberländischen Adel“, einen Überfall zu planen. Nach dem
Bericht eines Waldsassener Mönches soll es ein Haufen von
3000 Mann gewesen sein, der am 4. August 1504 das Kloster
stürmte und das Schloss des Abtes plünderte. Alles Essbare
und große Mengen an Getreide wurden auf Wagen aufgeladen und
weggefahren, die erhofften Wertsachen fand man allerdings
nicht, diese hatten die Mönche schon vorher nach Eger
gebracht. Aus dem Bericht des Mönches: „Während man auf
beiden Seiten kämpfte, hörte man den furchtbaren Schlag der
Geschütze, den Flug der Pfeile und Geschosse ohne Zahl.“ Es
gab Verwundete und Tote, sämtliche Klostergebäude wurden
durch Feuer vernichtet. Statt nun den kürzesten Heimweg zu
nehmen, zogen die Markgräflichen noch drei Tage plündernd
und sengend durch das Waldsassener Stiftland. Inzwischen
sammelte Kaspar v. Erlbeck, Pfleger von Parkstein, alle
wehrfähigen Männer des angrenzenden pfälzischen Gebietes in
Kemnath. Es sollen über 1100 meist Bauern und Knechte
gewesen sein, die er gegen die markgräfliche Übermacht
führte.
Es war der 8. August 1504. Die
Markgräflichen lagerten nach einem vergeblichen Versuch, das
Schloss Ebnath zu stürmen, im Wald zwischen Neusorg und
Schwarzenreuth. Sie sollen nicht nur die gestohlene Beute
untereinander aufgeteilt haben, es wurde auch dem
Waldsassener Messwein ordentlich zugesprochen. Da griffen
die Kurpfälzer an und fielen über die Wunsiedler her und
erschlugen viele von ihnen. Nach der Überlieferung soll es
1000 Tote gegeben haben. Die Trommler sollen bei dem
überraschenden Überfall nicht mehr die Zeit gehabt haben,
ihre Trommeln von der Buche zu nehmen, wo man sie aufgehängt
hatte, um Alarm zu schlagen. Man kannte noch lange den Baum,
an dem die Trommeln hingen – die Trommelbuche war in die
Geschichte eingegangen! Sie wurde im Jahr 1860 gefällt. In
der heimischen Bevölkerung kennt man noch genau den Ort des
Geschehens, der im Waldgebiet der Forst Ebnath AG liegt und
der den Namen „Schlachtung“ erhielt. Niedergeschlagen und
voller Reue kehrten damals die Wunsiedler heim, ihr Zorn
richtete sich nun gegen Amtmann v. Lüchau, der die ganze
Sache angezettelt hatte, aber selbst nicht einmal dabei war.
Der Anführer der Markgräfler beim Sturm auf das Kloster
Waldsassen war, wie aus einer Waldsassener Chronik
hervorgeht, Balthasar Pybriczs, ein berüchtigter Räuber, der
bei der Schlacht den Tod fand.
Fast 500 Jahre später: Vorstand
Wolfgang Riedl von der Forst Ebnath AG lässt 1999 ein
gewaltiges Denkmal im Gebiet „Schlachtung“ errichten.
Steinblöcke aus Kösseinegranit vom Grasyma-Bruch wurden an
den historischen Ort transportiert und mit einem Kran zu
einem großen Tor aufgetürmt, Granit-Quader zu einem offenen
Ring aneinandergereiht. Im linken Felsblock lesen wir die
Inschrift: „8.8.1504 Hier starben 1000 Mann im
Erbfolgekrieg“. Wie erreicht man das Denkmal? Von Neusorg
aus nördlich auf dem Rundweg Nr. 3 etwa 2 km zur
„Schlachtung“. Oder vom kleinen Parkplatz an der Straße
Schwarzenreuth – Schurbach auf der Rollbahn etwa 1 km zum
Denkmal. In der Fritsch-Wanderkarte, Auflage 16, ist das
Denkmal eingezeichnet.
Literatur:
Dietmar Herrmann: 1000 Tote im Fichtelgebirge : der
Landshuter Erbfolgekrieg 1504; in: Der Siebenstern (2004)
S. 116 - 117
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