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Das Waldhaus im Steinwald

Von Dietmar Herrmann

Der Steinwald bildet einen gewaltigen Granitrücken und ist der südliche Teil des Fichtelgebirges, das eine nach Nordosten offene Grundform hat. Experten sprechen vom „Fichtelgebirgs-Hufeisen“ und von dessem „Südschenkel“, wenn es um den Steinwald geht. Es handelt sich hier auch um einen geschlossenen Waldbezirk, der im Landkreis Tirschenreuth im bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz liegt. Der Bayerischen Staat, die Güterverwaltung von Gemmingen Hornberg auf Friedenfels und die Stadt Augsburg sind Grundeigentümer. Der Wald ist von sehenswerten Granitburgen und Granitblockhalden durchsetzt, die interessante oder geheimnisvolle Namen tragen. Das stille Steinwaldgebiet ist für Touristen ein beliebtes Urlaubsgebiet.

Am 12. Februar 1970 wurde der „Naturpark Steinwald e.V.“ gegründet, in dem auch unser Fichtelgebirgsverein Mitglied ist. Der Fichtelgebirgsverein und der Oberpfälzer Waldverein betreuen die markierten Wanderwege und Felsbesteigungsanlagen.

Das Waldhaus für Forstbedienstete

Im Steinwald spielte naturgemäß die Forstwirtschaft eine große Rolle. Köhler hatten den Wald zur Gewinnung von Holzkohle stark dezimiert und die „Holzfrevler“ konnten nur sehr schwer kontrolliert werden, da sich die Forstdienststellen in den Talorten rund um das Bergmassiv befanden. Die zuständigen Unterförster und Forstgehilfen hatten lange Fußwege in das Gebirgsinnere zu absolvieren, um vor Ort in ihren Revieren zu sein. Die Staatsforstverwaltung schaffte nun so genannte Waldwärterhäuser für seine Bediensteten, die auch von den Familienangehörigen bewohnt wurden. Solche abgelegenen „Forstdienststellen“ kennen wir z.B. als Waldsteinhaus (jetzt FGV-Waldsteinhaus, Silberhaus (jetzt Gasthaus an der B 303), Hirschhorn bei Bischofsgrün, Grünstein bei Fichtelberg, Vorsuchhütte am Kornberg. Den Förstern wurde gestattet, neben ihrem Beruf eine kleine Landwirtschaft zu führen und Getränke und kleine Brotzeiten an vorbeikommende Wanderer abzugeben. Der Tourismus, wenn auch zunächst im bescheidenen Umfang, hatte seinen Anfang genommen. Von einer Einkehr im Waldhaus wird erstmals im Jahr 1837 berichtet. Major Julius von Plänckner durchwanderte am 30. Juni desselben Jahres den Steinwald und kam hier am „Bürschhause mit Schenkwirthschaft“ vorbei.

Auch im Steinwald verhielt es sich so. In der Abteilung Sulzschlag fand man einen geeigneten Bauplatz für ein Waldwärterhaus, um den Waldschutz besser wahrnehmen zu können. Aufgrund des Antrags des königlichen Forstames Kulmain wurde am 21. Februar 1831 durch die königlich bayerische Regierung des Obermainkreises in der Mitte des Steinwaldes der Bau einer Diensthütte mit Keller und Stallteil gestattet. Um das Waldhaus stand für die Landwirtschaft eine Fläche für Ackerbau sowie Wiesen für Gras- und Heunutzung zur Verfügung. Dem Haus wurden später Stadel, Streuschupfe und Backofen angegliedert. Im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte wurden Ausbauarbeiten am Haus sowie ständige Reparaturarbeiten notwendig. Ein Haus in extremer Witterungslage, in 822 m üNN, ist mehr gefährdet als das im Tal.

Nachdem das Waldhaus und auch die Nebengebäude jährlich einen enormen Unterhaltsaufwand erforderten entschloss man sich, einen Neubau zu errichten. Im Juni 1899 konnte der Waldaufseher mit seiner Frau und drei Kindern sowie einer Magd in das neue Gebäude einziehen. Die alten Gebäude wurden abgebrochen. Das Anwesen Waldhaus wird der politischen Gemeinde Pullenreuth zugeschlagen, dadurch war auch die schulische Zuordnung nach Pullenreuth geregelt. Die Zuordnung zur Pfarrei Pullenreuth erfolgte etwas später und mit dem Ober-Post-Amt Regensburg wird die ein- bis zweimalige wöchentliche Postzustellung vereinbart. 1955 wird vom Forstamt die Genehmigung zur Bewirtschaftung eingestellt, ab Ende 1959 ist das Haus unbewohnt. Die Forstverwaltung nutzt die Gebäude als Unterkunftshaus und Lager, einige Räume sind an den Naturpark Steinwald verpachtet.

Raststätte und Info-Zentrum für Wanderer

Im Jahr 2012 konkretisierte sich das Vorhaben der Steinwald-Allianz, das Gebäude zu einer Informationsstelle mit Kleingaststätte umzubauen. Am 23. September 2014 konnte der gelungene Umbau dann eingeweiht werden. Neben der Gaststätte beherbergt das Waldhaus nun eine Info-Stelle der Bayerischen Staatsforsten, der Steinwald-Allianz, des Naturpark Steinwald und des Geoparks Bayern-Böhmen.

Das kleine Gasthaus mit Biergarten ist heute von Freitagnachmittag bis Sonntagabend und an Feiertagen geöffnet, wobei man im ersten Stock des Hauses die Info-Ausstellungen besuchen sollte. Es ist ratsam, wenn sich größere Wandergruppen vorher anmelden. Im Internet finden Sie das Haus unter http://www.steinwald-allianz.de/projekte/waldhaus/.

Wanderwege

Das Waldhaus im Steinwald kann nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht werden, da keine öffentliche Straße zu ihm führt. Aus allen Himmelsrichtungen geleiten den Wanderer markierte Wanderwege zum Ausflugsziel, die der Fichtelgebirgsverein und der Oberpfälzer Waldverein betreuen. Ein bequemer Wanderweg führt vom Wanderparkplatz Pfaben (Ortsteil der Stadt Erbendorf) nach drei Kilometern Wegstrecke zum Waldhaus, wobei man der Forststraße oder dem Waldlehrpfad folgen kann; Markierung und Hinweisschilder sind vorhanden.

Vom Waldhaus selbst führen kurze Wege zum Hohen Saubadfelsen, Reiseneggerfelsen oder zum Aussichtsturm Oberpfalzturm auf der Platte.

Rotwildgehege

Ganz in der Nähe des Waldhauses kann man im Rotwildgehege den Platzhirsch mit seinen Damen beobachten. Ein Kinderspielplatz lädt außerdem zu Aktivitäten ein.


 

 

 

 

 

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