Bayern-Fichtelgebirge >>> Der große Waldstein im Fichtelgebirge

Die Torfmoorhölle im Fichtelgebirge
Von Dietmar Herrmann

Topografie

Die Torfmoorhölle ist ein Weiler der Stadt Weißenstadt im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge, 5 km westlich der Stadt an der Staatsstraße 2180 Richtung Gefrees. Südlich dieser Straße und des Weilers liegt das 124 ha große Waldgebiet mit ehemaligem Hochmoor, das im 19. Jahrhundert wegen Torfgewinnung weitgehend entwässert wurde. Naturräumlich betrachtet liegt die Torfmoorhölle in der Einsattelung zwischen der Hohen Haide (848 m ü.NN) und dem Waldsteinmassiv (877 m ü.NN), wobei die Einsattelung als Höllpass bezeichnet wird. Der höchste Punkt des Höllpasses (Straße Weißenstadt – Gefrees) liegt bei 683 m ü.NN.

Torfmoorhölle

Siedlung an historischer Straße

In West-Ost-Richtung führte über den Höllpass bereits im Mittelalter eine Heer- und Handelsstraße, die den fränkischen mit dem böhmischen Raum verband. Sie verlief nicht auf der Trasse der jetzigen Staatsstraße, sondern etwas nördlich dieser Straßenführung am Hang. Das Geleitrecht hatte um das Jahr 1500 der Amtmann zu Weißenstadt. 805 n.Chr. soll Karl der Große mit einem Kriegsheer vom Maingebiet kommend über den Höllpass in das Egergebiet vorgedrungen sein.

Torfgewinnung

Das Moorgebiet selbst mit einer Fläche von 18 ha wurde zur Torfgewinnung für Brennzwecke genutzt. Bergmeister Alexander von Humboldt beschreibt 1792 das Torfmoor als „Therichte Lohe ohnfern Weißenstadt“ und empfiehlt, den vortrefflichen Wurzeltorf abzubauen. 1804 entsteht ein Torfmeisterhaus mit Schlafstellen für entfernt wohnende Torfarbeiter, 1852 errichtet die Forstverwaltung Trockenhäuser und es kam zum Einsatz einer Dampfmaschine. Abnehmer der Torfziegel waren bis 1875 Bayreuther Industriebetriebe und Hammerwerke der Umgebung. 1945 – 1947 waren 40 Personen erwerbstätig mit der Torfstecherei im Handbetrieb.

Torfmoorhölle Torfstecher

Pflanzen- und Tierwelt

Spirke, Kiefer, Moorbirke, Rauschbeere, Moosbeere, Moorwachtelweizen, Moose, Sonnentau; Schwarzstorch, Luchs, Kreuzotter.

Torfmoorhölle

Trinkwassergewinnung

In der Torfmoorhölle gewinnt die Stadt Hof einen Teil ihres Trinkwassers. Jährlich werden durch Tiefbrunnen und in weiteren Sammlern bis zu 2 Milliarden Liter Wasser entnommen, in eine Aufbereitungsanlage gepumpt und in einer 45 km langen Rohrleitung mit natürlichem Gefälle nach Hof befördert.

Programm „Natura 2000“

Im Rahmen des Naturschutzprogramms „Natura 2000“ werden 2006 nach einer fachmännischen Bestandsaufnahme durch einen Managementplan Maßnahmen ergriffen, die den Hochmoorkomplex sichern und als Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere erhalten.

 

Wanderwege

Wandermöglichkeiten vom Parkplatz Torfmoorhölle (direkt an der Straße):
- zur Egerquelle auf dem Quellenweg (schwarzes Q auf gelbem Grund) etwa 3,5 km
- zur Saalequelle auf dem Quellenweg (schwarzes Q auf gelbem Grund) etwa  3,5 km
Einkehrmöglichkeit: Gaststätte in Torfmoorhölle
Öffentliches Verkehrsmittel: Busverbindung Weißenstadt – Torfmoorhölle - Gefrees

Literatur

Herrmann, Dietmar: Vom Bergbau im Fichtelgebirge, Teil 2 (1990)
Herrmann, Dietmar: Lexikon Fichtelgebirge (2000)
Herrmann, Dietmar: Vom Bergbau im Fichtelgebirge (1990)
Kraus, Georg: Weißenstädter Heimatbuch (1971)
Moser, H.C.: Die Torfwirthschaft im Fichtelgebirge (1825)
Müller, Wilhelm: Alte Passlagen im Fichtelgebirge (1961)
(Literaturstandort: Bibliothek des Fichtelgebirgsmuseums in Wunsiedel)

Weblinks

http://bayern-fichtelgebirge.de
http://weissenstadt.de
http://www.bayern-fichtelgebirge.de/heimatkunde/073.htm

Fotos:

Alle Bilder Dietmar Herrmann (Torfstecher-Abbildung aus dem Buch von H.C. Moser)

 

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